Paradise # 49
PERRY RHODAN in der LOKALZEIT
Joe im Interview bei
der BERGISCHEN MORGENPOST
- Der WDR zu Gast bei Joe -
von Joachim "Joe the Nighthawk"
Kutzner
Hückeswagen, die selbsternannte "Perle des
Bergischen Landes", liegt ca. 35 km nordöstlich von Köln
und hat etwas über 16.000 Bewohner; ihre größte Sehenswürdigkeit
ist ein Stadtschloss; innerhalb der Stadtgrenze liegt ein Teil der
Bever-Talsperre, ein beliebtes Ausflugsziel für Bade-, Surf-
und Segelfreudige aus Nah und Fern bis hin zum Ruhrgebiet.
Größte Tageszeitung vor Ort ist die Bergische Morgenpost
(BMP), ein lokaler Ableger der Rheinischen Post (RP). Seit dem Frühjahr
porträtiert die BMP in unregelmäßigen Abständen
auf den Hückeswagener Lokalseiten Bürger, die im Internet
auf die ein und andere Weise aktiv sind und etwas aus dem "gewöhnlichen"
Rahmen der Lokalberichterstattung fallen.
So z.B. der junge Mann, der eine virtuelle Friedhof-Site ins Netz
gestellt hat, auf der man seine liebgewonnenen, aber verstorbenen
Haustiere würdevoll beerdigen kann. Für 25 € mit virtuellem
Grabstein und allem Drum und Dran. Nun ja.
Wie jeder von uns Fans irgendwann leidvoll erfahren muss,
gehört auch die Beschäftigung mit Science Fiction
zu den eher als "exotisch" in unserer Gesellschaft
geltenden Hobbys, trotz des derzeitigen Booms. Sei’s drum,
Ende April "fand" meine Adresse ein emsiger
Mitarbeiter der RP auf der Perry-Rhodan-Homepage in der
Fandom-Rubrik. Beim Finden bleib es nicht allein, man
telefonierte zusammen und am Ende stand ein Interview
rund um Perry Rhodan und den Terranischen Club EdeN, das
Ende Mai auf den Lokalseiten der BMP erschien und inzwischen
auch im Netz steht
Abgesehen von solchen ‚Kleinigkeiten‘, wie dass ich zum "besten
Experten des Perry Rhodan Universums" gemacht wurde und Ihr alle
über den Kamm zu Perry-Rhodan-Fans geschert wurden, war der Artikel
eine recht gelungene Sache, wie ich aus zahlreichen anschließenden
Anrufen von interessierten Hückeswagenern schließen konnte.
Macht Euch selbst ein Urteil, in unserer Mailingliste ist der Artikel
zum Download bereitgestellt.
Wenn der Zug einmal zu rollen beginnt...
Es blieb nicht allein bei diesen Anrufen, im Juni klingelte
wieder das Telefon.
Am anderen Ende war Wolfgang Völkel vom Westdeutschen Rundfunk
(WDR). Im Zuge von Recherchen war er auf den BMP-Online-Artikel gestoßen
und hatte nun die feste Absicht ein kleines Porträt vom Erben
des Universums und seinem ‚besten Experten‘ für die TV-Sendung
"Lokalzeit Bergisch Land" zu drehen.
Wie hätte Erbe ihm da widersprechen können?
Natürlich fühlt man sich auch ein wenig geschmeichelt, man
hat schließlich als Otto Normalverbraucher nicht alle Tage Gelegenheit
ins Fernsehen zu kommen, und für Perry Rhodan und unser’n Club
ein bisschen Werbung zu betreiben, das war nun auch nicht ohne Verlockung!
Es folgte bei mir zu Hause eine Woche später zum Beschnuppern
ein Vorgespräch. Wolfgang - so will ich ihn im Folgenden der
Einfachheit halber nennen, auch wenn wir nicht zum "Du"
gefunden haben - stellte sich als geborener Hückeswagener heraus.
Das machte es leichter zusammenzufinden.
Ca. 3-4 min Sendezeit ständen zur Verfügung [Träume
von einer späten Filmkarriere zerplatzten wie eine Seifenblase
;-)],im Zentrum des Beitrags solle Perry Rhodan und
sein Fan Joe stehen, reichlich fotogenes Material solle da sein um
das Porträt lebendig zu gestalten. Nun ja, darauf konnte ich
mich einlassen, irgendwie würde ich den TCE schon noch in der
Sendung unterbringen :-).
Der Beitrag solle ‚peppig‘ werden, ich hätte doch sicher Kostüme,
man könnte eine kleine Szene drehen, evtl. mit zweidrei Clubmitgliedern...
Ha ha ha!... ich musste laut loslachen.
Zu seiner Entschuldigung muss gesagt werden: Wolfgang kennt sich in
der SF-Szene nur sehr oberflächlich aus. Es war also an der Zeit
ihn aufzuklären, dass sich PERRY RHODAN Fans von STAR TREK Fans
unterscheiden und selten (Mausbiber-Fans ausgenommen
- einen lieben Gruß an Heike Schillmann J
!) bis gar nicht kostümiert auftreten.
Nun lag die Enttäuschung auf seiner Seite, er versuchte mich
zwar noch umzustimmen, aber ich blieb unerbittlich.
Zum Narren wollte ich mich schließlich nicht machen lassen!
WDR-Drehtermin am 01. Juli
2002
|
Moderator: Wolfgang Völkel
|
Kamera: Hans-Georg Boldt
|
Assistentin: Petra Lange
|
Wir einigten uns auf Montag, den 01. Juli, als Drehtermin,
ca. sechs Stunden müsste ich an Zeit dafür einkalkulieren.
Hoppla, und das für nur wenige Minuten Sendezeit! Das ließ
erahnen, wie das Verhältnis von Dreh- zu Sendezeit bei großen
Filmproduktionen aussehen mochte.
Unseren ältesten Hasen im PR-Fandom, Kurt -
an Erfahrung, Kurt, nur an Erfahrung!J
- bat ich um Unterstützung und die sagte Kurt mir sofort
zu. Ein paar seiner Schätze, die schon auf manchen Cons unter
Glas hinter Vitrinen präsentiert wurden, wollte er mitbringen.
Auch im Verlag zeigte man sich sehr großzügig und hilfsbereit.
Gleich mehrere Sendungen erreichten mich wenige Tage später.
Beim Auspacken war‘s dann wie an Weihnachten: Die lebensgroße
Perry Rhodan Pappfigur, diverse großformatige Poster, eine umfangreiche
Videokassette vom Weltcon in Mainz und ein kleiner Vorrat an Vurguzz-Fläschchen.
Falls ein EdeN jetzt möglicherweise neidisch geworden ist, ich
kann nur empfehlen: Meldet Euch bei den Fernsehsendern, erzählt
von Eurem Hobby, vielleicht habt Ihr das gleiche Glück, die Unterstützung
von VPM ist Euch gewiss, womit ich ein herzliches
Dankeschön an Klaus Frick und Klaus Bollhöfener für
die Bereicherung meiner ‚Trophäen‘-Sammlung verbinden möchte!
Ebenfalls großzügig zeigte sich der PERRY RHODAN ONLINE
CLUB, der Kurt das legendäres PROC-WeltCon-Video zuschickte –
herzlichen Dank!
Der ‚große‘ Tag rückte näher.
Unvorbereitet sollte man nicht in ein solches Projekt gehen. Deshalb
legte ich mir einige Punkte zurecht, die ich selbst gerne in dem Porträt
gesehen hätte: Die erste Begegnung mit der Serie, Eindrücke
vom Weltcon in Mainz, die eigene Entwicklung im Laufe der Jahre vom
nur lesenden zum im Fandom aktiv gewordenen Fan.
Gut war, dass meine Sammlung auch das fünfbändige, inzwischen
vergriffene Perry Rhodan Lexikon enthält. So konnte ich angestaubtes
Wissen um Hintergründe, die Zyklen und die Hauptfiguren der Serie
auffrischen.
Am Morgen des Drehtages dann die letzten Vorbereitungen...
obwohl ich schon über etwas Erfahrung beim Drehen vor TV-Kameras
bei diversen Gelegenheiten verfügte, aufgeregt und nervös
ist man doch am Drehtag und das ist wohl auch gut so.
Wie z.B. den Papp-Perry so aufstellen, dass er später
wieder zusammengeklappt werden könnte? - Eine überdimensionale
Büroklammer half, die wir dann später beim Drehen geschickt
mit dem Körper verbergen mussten.
Auch mussten die beiden von mir ausgesuchten Drehplätze, das
"Blaue" Zimmer - so benannt wegen der
dort vorherrschenden Farbe, nicht etwa weil ich dort regelmäßig
dem Vurguzz fröne - und das "PC-PR"-Zimmer ausstaffiert
werden.
Die Revell-Modelle von der SOL und der GLADOR hingen eh von der Decke
herunter. Die Hütesammlung verschwand kurzweilig von einer Wand
um Platz für neue und alte Poster zu schaffen (Swen Papenbrocks
Poster zu Band 1, die vom Mainzer Weltcon und dem Vurguzz-Imperium).
Den Blick auf die "höhergeistige" Literatur im Bücherregal,
von Autoren wie Böll, Brecht, Hesse, Rudyard Kipling und Thomas
Mann, verstellten nun diverse Fanartikel wie Postkarten, Streichholzschachteln,
Feuerzeuge, die Eintrittskarte zum Weltcon, Musik-CDs und PC-Game-Hüllen
sowie ausgesuchte Jubiläumsromane.
Die Plüsch-Mausbiberfamilie (Gucky,
Iltu & Jumpy) musste widerwillig ihren gewohnten Platz auf dem
Wohnzimmer-Dreisitzer mit dem auf der Bettcouch im Blauen Zimmer tauschen.
Hoffentlich würden sie nicht während der Sendung wegteleportieren!
;-)
Und Perry Papp musste in Lebensgröße den Eingang zum Schlafzimmer
bewachen.
"Von mir aus könnt ihr überall drehen, nur nicht dort!"
hatte mir Doris eingetrichtert, bevor sie morgens das Haus verließ.
Ich würde so klug sein und das beherzigen J
.
Okay, das Team konnte nun kommen!
Kam es aber nicht, statt dessen kam ein Anruf.
Wolfgang: "Wir stecken im Stau, es wird eine ¾-Stunde später
werden. Um 10:45 Uhr sind wir bei Ihnen."
Ohnmacht und Macht des Fernsehens...
Denn ich verbrachte die Wartezeit mit aufgedrehtem Herumtigern, kochte
Kaffee, packte Plätzchen aus, las noch einmal die Verlags-Einstiegshilfe
"Die Basis", schmökerte in der aktuellen SOL
und schaute zwischendurch aus dem Fenster in den Regen.
‚Pünktlich‘ war das Team dann wirklich.
Um 10:45 Uhr klingelte es und draußen im Regen standen im Sinne
des Wortes bedröppelt aber freundlich dreinschauend neben Wolfgang
der Kameramann Hans-Georg Boldt und seine Assistentin Petra Lange.
Das geplante Vorgespräch bei Kaffee und Plätzchen fiel der
Verspätung zum Opfer, wir schritten gleich zur Tat. Sprich, stiegen
die Treppe hinauf in den 1. Stock des Hauses. Die beiden Drehplätze
wurden für gut befunden, was ich erleichtert zur Kenntnis nahm,
und das ausgestellte ‚Material‘ begutachtet.
Die Erleichterung währte nicht lange, denn meine schlimmsten
Befürchtungen wurden nun wahr:
"Romane, wir brauchen mehr Romane! Die
Zuschauer wollen sehen, dass Sie über 2100 Bände gesammelt
haben. Ich interviewe Sie, während Sie inmitten einer Burg von
Heften sitzen," schwärmte der Redakteur und der Rest
des Teams nickte beifällig.
Eine Kosmische Burg also, dachte ich und grinste still in mich
hinein – Perry-Rhodan-Leser wissen, was ich meine!
Also, ans Werk!
Da der Teppich als Hintergrund zu unruhig war, breiteten wir eine
grüne Bettdecke auf dem Boden aus. Dann schleppten wir beide
ein ums andere der Postpakete Größe S herüber ins
Blaue Zimmer, während das Kamerateam ihr Hauptwerkzeug und die
drei Scheinwerfer aufbauten und in Stellung brachten.
Jetzt
war es recht eng geworden in dem 12qm-Zimmer, aber wo ein Wille ist,
da ist auch Platz. Zumal wir uns auf Anhieb gut verstanden, die Atmosphäre
war locker und die Beschäftigung mit dem Auspacken und Stapeln
der Romane im großen Halbkreis ließ meine anfängliche
Nervosität im Nu verfliegen.
Inmitten der Kosmische Burg konnte das Interview
beginnen.
"Wer ist Perry Rhodan?"
war die erste Frage.
Die Antwort hätte in Spielfilmlänge ausfallen können,
aber leider musste ich mich auf das Wesentliche beschränken:
Erbe des Universums, Unsterblicher, von Geburt Amerikaner, Kind ausgewanderter
deutsch/französischer Eltern, später Großadministrator,
Ritter der Tiefe... und jetzt Terranischer Resident.
"Wie sind Sie zu Perry Rhodan
gekommen? Was fasziniert Sie an Perry Rhodan?" ging es weiter.
1967 begegnete ich der Serie das erste Mal.
Der Titel von Band 323: "Die Zeitpolizei"
weckte am Kiosk mein Interesse: Wie kann es eine Polizei für
die Zeit geben und welche Aufgabe hat sie? fragte ich mich als
14-jähriger damals und kaufte den Band.
Ich hatte Glück, denn es war ein Schlüsselband: Tro Khon,
der zweitkonditionierte Zeitagent, trat mit seinem organischen Dolan-Raumschiff
auf das Parkett, Icho Tolot tauchte das erste Mal nach dem MdI-Zyklus
wieder auf und Atlan entlarvte die wahre Identität von Roi Danton.
Der Rest ist Geschichte, die eines sog. ‚Altlesers‘ (weiß denn
niemand eine bessere Wortschöpfung dafür?), der bis heute
den Kontakt zur Serie gehalten hat.
Die Frage nach der Faszination beantwortete ich mit
einem Zitat aus dem Roman (S.54):
"Wollen Sie damit sagen, dass diese Wesen unschlagbar sind?"
fragte Atlan. – "Wie würden Sie das bezeichnen, was wir
soeben erlebt haben?" fragte Tolot dagegen. – "Als
den Anfang eines langen Kampfes, bei dem die Terraner letztendlich
als Sieger hervorgehen werden", sagte Rhodan.
Das Nicht-Aufgeben auch in aussichtslosen Situationen, der Wille zum
Kampf auch gegen scheinbar übermächtige Gegner begeisterte
mich. Das konnte man sich fürs eigene Leben auf die Tafel schreiben.
Und so ging es noch einige Fragen weiter, bis das Team
Schlag 12 h die Mittagspause einläutete und für eine Stunde
zum Italiener in die Stadt verschwand.
In der Zeit durfte ich die Burg ‚einreißen‘ und mir Gedanken
darum machen, woher weiteres einfarbiges Hintergrundmaterial für
die nächsten zu drehenden Szenen besorgt werden könnte.
Mir war’s recht, denn ich konnte eine Pause ebenso gut gebrauchen
und der Hunger tat sein Übriges.
Denn Kurt war inzwischen auch eingetroffen, rechtzeitig genug um vor
Ende der Drehpause noch einzwei Brötchen einzuschieben.
Kurt brachte u.a. die, nur noch in wenigen Exemplaren im PR-Universum
existente Rhodan-Büste mit, ausländische Romanexemplare
und eine Flasche mit grünem hyperspaceexplosivem Inhalt.
Unsere Idee für eine gemeinsame Szene, nämlich
eine engagierte Diskussion zum aktuellen Zyklus mit all seinen Hoch
und Tiefs, fand leider nicht den Beifall des Redakteurs: zu speziell
sei das für den uninformierten Zuschauer am Bildschirm.
Statt dessen sollten wir Fanmaterial austauschen, mit Perry Papp im
Hintergrund. Kurt soll gerade von einem Con gekommen sein und hat mir
ausländische Rhodan-Romanexemplare mitgebracht. Im Gegenzug soll
er von mir das neue PR-Jahrbuch 2002 bekommen. Auf den Deal sollten
wir dann mit Vurguzz anstoßen.
Leider hatte uns Bolli nur vier 0.2cl Fläschchen
von der harmlosen, im Versandhandel erhältlichen 18%-Version
geschickt, angeblich der letzte Rest, der im Verlag zu finden sei.
[Mmh, daraus Rückschlüsse auf die Trinkgewohnheiten
in der PR-Redaktion zu ziehen, liegen hier durchaus nahe.]
Natürlich mussten wir diese Szene mehrfach proben und Kurt in
all seiner Weisheit holte nach dem zweiten Versuch -die vier Fläschchen
waren ja inzwischen geleert - eine 0,7l-Buddel mit dem legendären,
nur auf dem Schwarzmarkt erhältlichen 250%igen Vurguzz hervor.
Leider
widerstand das komplette WDR-Team unseren energischen Versuchen sie
zu einer Kostprobe nebst anschließendem Abheben in den Hyperraum
zu überreden L .
Spielverderber!
Wir mussten also selbst ran, und ob’s an dem "einzig wahren"
Vurguzz lag:
Beim dritten Versuch war auch diese Szene im Kasten:
Nun ging es in die Details...
Einzelne Fanartikel wollten in Großaufnahme aufgenommen
werden. "Aber das müsse irgendwie "spacig"
herüberkommen", meinte Kameramann Hans-Georg, "eine
Alien-Klaue im All, das wär’s."
Ob ich eine Idee hätte?
Nach kurzem Überlegen hatte ich tatsächlich eine, verschwand
kurz im Keller und tauchte mit zwei Paar Gummihandschuhen wieder auf,
diese furchtbar klobigen mit den Pickeln auf der Oberfläche,
giftgrün und grellorange.
Die, die ich sonst nur für die gröbsten Dreckarbeiten benutze.
Hans-Georg war glücklich: "Das ist phantastisch!"
schwärmte er.
Petra und ich, wir assistierten ihm für die nächste halbe
Stunde. Ein kleines verhülltes Tischchen, mehr brauchte es nicht
an Requisite. Abwechselnd ließen wir nun behandschuht über
diesem Dinge wie den Kugelschreiber, eine Streichholzschachtel, das
Feuerzeug, die "Space Night"-Musik-CD... und zum krönenden
Abschluss die Hyper-Vurguzz-Buddel erscheinen.
Es dauerte eine Weile, bis wir den Dreh heraushatten mit den groben
Handschuhen die feinen Objekte zu ergreifen, mit dem rechten Timing
für den Partner hinter dem Tisch hervorzuholen und dann wieder
verschwinden zulassen.
Das Ergebnis sah wirklich ‚spacig‘ aus und hatte uns eine Menge Spaß
gemacht.
Revell-Raumschiffs-Modelle können nicht fliegen?
Und ob!
Für den zweiten Teil des Interviews dachten wir uns etwas Besonderes
aus:
Der Zuschauer würde nur meinen Kopf vor dem schwarzen Weltall
sehen. Während ich mich dann auf Anfrage von Wolfgang über
einzelne Raumschiffe der Serie auslasse, tauchen die SOL und später
die Space-Jet GLADOR auf und kreisen um mich herum.
|
|
Zur Realisation der Szene musste Petra auf eine Leiter steigen. Schwarzen
Bindfaden hatte ich schnell besorgt, die Raumschiffe daran unsichtbar
aufgehängt; aber ob der dünne Faden auch halten würde?
Petra avancierte nun zur ‚Marionettenspielerin‘ und ließ SOL
bzw. GLADOR um meinen Kopf kreisen.
Ich hatte sie inständig gebeten auf die Modelle aufzu-passen;
jeder von Euch, der eines dieser Modelle mühsam zusammengebastelt
hat, weiß, wieviele Stunden Kleinarbeit darin stecken.
Mein Vertrauen wurde belohnt, die Modelle überlebten die Dreharbeiten
unversehrt.
Wolfgang musste zwischendurch meinen Elan, in die raum-schiffstechnischen
Details gehen zu wollen, bremsen.
Schade, aber:
Drei Minuten und dreißig Sekunden waren ihm nur für den
Beitrag zugestanden worden; und wir hatten schon fast vierzig Minuten
zusammengedreht! Schmerzvoll realisierte ich, wie wenig am Ende von
all dem Material übrigbleiben würde.
Die Zeit drängte inzwischen, und unüberbrückbare
Konflikte zwischen Redakteur und Kameramann taten sich plötzlich
auf.
Während Hans-Georg und Petra beim WDR mit festen Arbeitszeiten
angestellt sind, ist Wolfgang dagegen freier Mitarbeiter mit eigener
Arbeitseinteilung.
Um 17 Uhr war Dienstschluss, eine Viertelstunde noch bis dahin, die
stärkere Lobby der Angestellten hatte sich also durchgesetzt,
und noch fehlte der dritte Teil des Interviews, der im PR-PC-Zimmer
gedreht werden sollte.
Wir mussten uns also sputen!
Lag es an der aufkommenden Hektik?
Wahrscheinlich, aber nicht nur, jedenfalls war der letzte Teil für
beide Partner, Interviewer wie Interviewten, unbefriedigend.
Wolfgang wollte mich bei den nächsten Fragen in eine Ecke drängen,
in der ich mich überhaupt nicht mehr zu Hause fühle, nämlich
in die des Fans, der dem tristen Alltag beim Lesen von Perry Rhodan
in die Weiten des Alls entfliehen will.
In jungen Jahren mag das durchaus auch bei mir der Fall gewesen sein.
Als inzwischen Fast-Fünziger (Jg. ’53) sieht man die Sache doch
gelassener und aus anderen Blickwinkeln.
Auch hätte Wolfgang gerne von mir gehört, dass ich im Mathe-
oder Physikunterricht Schüler für PERRY RHODAN begeistern
würde, aber auch da biss er auf Granit.
Vermische nicht Hobby und Beruf hat
mir mein Lehrmeister in der Referendarzeit früh geraten und ich
bin diesem Rat stets gefolgt und gut damit gefahren.
Was nicht heißen soll, dass ich nicht schon öfter mit Schülern,
bei denen ich PERRY RHODAN Lektüre entdeckt habe (die
Bestrafung fiel recht milde aus), lange Gespräche über
die Serie geführt habe.
Viertel nach fünf wurde die Kamera dann abgeschaltet.
Immerhin achtundvierzig Minuten an Videomaterial waren in fünfeinhalb
Stunden gedreht worden. Die nun in den nächsten Tagen vom Team
auf knappe sieben Prozent zusammengeschnitten werden mussten.
Nach einer letzten Tasse Kaffee, die Plätzchenschale war längst
abgeräumt, verabschiedete sich das Team... in den noch immer
währenden Bergischen Regen.
Das Ergebnis habe ich bei Redaktionsschluss für
diesen PARADISE-Beitrag noch nicht gesehen und bin daher selbst neugierig,
was denn wohl der Cutter-Schere NICHT zum Opfer gefallen ist und wie
der fertige Beitrag herüberkommt. Durch Zufall traf ich Wolfgang
Völkel auf dem berühmten Hückeswagener Altstadtfest,
und siehe da:
Unser Beitrag wurde auf über vier Minuten Dauer aufgestockt.
So schlecht kann er also nicht sein. Mal sehen...
Interessenten kann ich auf die zweite Club-CDRom des
TCE hinweisen, die zum Ende des Jahres erscheinen wird, wenn der Club
sein 10-jähriges Jubiläum feiern wird.
Dort wird der Beitrag als Videodatei abgespeichert sein. Leider ohne
die Rohfassung, das gibt der WDR prinzipiell nicht heraus. Schade
eigentlich...
Joachim "Joe the Nighthawk" Kutzner
im Juli/August 2002