Paradise 43

Exklusivinterview mit
Dämonenjäger Frank MacLachlan
Tibi Dämonenjäger Band 6

Irgendwann in den Neunzigern. Jemand schreibt eine kleine Story, damals noch mit Schreibmaschine und Farbband, legt diese aber jedoch in die Schublade und vergißt sie erstmal. Schließlich ist das Ganze ja nur ein netter Versuch und wer sollte denn so eine Geschichte um einen Policeofficer, der es mit Dämonen zu tun bekommt, auch schon lesen wollen?

1997 – der Autor der Story stolpert zufällig über die nicht vollendeten vier Seiten und beschließt, sie am Computer nochmals zu überarbeiten und an der Story weiterzuschreiben. Dabei verbessert er natürlich hier und da etwas und verändert die Handlung ein klein wenig. Doch genau in der Mitte des späteren Romans verläßt ihn die Lust und die halbfertige Story ruht erneut – diesmal nicht in einer Schublade, sondern in einem Ordner auf der Festplatte seines Rechners. Ein Jahr später erinnert sich der Autor namens Christoph Zuber erneut an die Story und erzählt seinem Freund davon. Die Folge: Etliche Wochen später landet die Story als der Beginn einer Fortsetzungsserie im Internet... Zugegeben, das klingt jetzt wie erfunden – aber es ist die reine Wahrheit. Die Serie, die 1998 eher "unfreiwillig" im Internet startete, heißt – wer hätte es geahnt? – "Dämonenjäger Frank MacLachlan" und erscheint seitdem regelmäßig im Web. Und was als mehr oder weniger reines Fanprojekt begann, kann mittlwerweile auf rund 30 veröffentlichte Bände zurückblicken. Seit einiger Zeit erscheint sie als Print-Ausgabe und diejenigen, die einen Palmtop haben, können die einzelnen Romane sogar als Ebooks lesen. Für eine Serie, die ausdrücklich von Fans für Fans geschrieben wird, ganz schön beachtlich.

Worum geht es bei Frank Maclachlan?
Wer jetzt in die Richtung John Sinclair denkt, denkt schon mal gar nicht so verkehrt. Frank ist ein Polizist, der bei der United Police Organisation arbeitet – einer Behörde, die im Geheimen den bösen Mächten auf der Welt paroli bietet. Bei einem seiner Fälle lernt er die hübsche Reporterin Jane Cardigan kennen. Fortan steht sie ihm mit Rat und Tat zur Seite. Nach und nach stoßen dann Jack Claim, ein Erbe der Macht, und der Hexenmeister aus der Hölle, Julian Summers zum Team. Gemeinsam bekämpfen sie die bösen Mächte dieser und der jenseitigen Welt.
Nun gut, das Konzept ist ja nun nicht unbedingt neu – siehe John Sinclair oder Professor Zamorra. Doch die Art der Ausführung ist es, die den Leser an die Serie bindet und fasziniert. Welche Serie hat schon einen Hexenmeister, der konsequent zwischen Gut und Böse schwankt – von dem man nie sicher sein kann, auf wessen Seite er steht? Zudem gibt es da noch die Hüter der Macht, ein sehr exclusiver Orden, der irgendetwas mit Jacks Vergangenheit zu tun hat. Und natürlich die obligatorischen Vampire, Zombies und anderen Dämonen. Für Spannung und Nervenkitzel ist also gesorgt.

Wie John Sinclair oder Professor Zamorra auch setzte die Serie zu Beginn auf Einzelromane. Wobei sich nach und nach jedoch ein Story-Arc entwickelt, der in etlichen Romanen weitergeführt wird. Ereignisse, die man beim ersten Lesen nicht unbedingt beachtet, werden im Nachhinein dann doch wichtig. Wie Christoph im Interview verrät, wird dieser erste Zyklus mit den Bänden 51 und 52 abgeschlossen sein.
Zu Beginn der Serie ist das schriftstellerische Niveau nicht besonders hoch, aber mit der Zeit hat das Autorenteam doch eine beachtliche Leistung auf die Beine gestellt, Fanromane, die sich durchaus sehen lassen können. Es gelingt ihnen hervorragend, den Leser zu unterhalten. Und alle zwei Wochen einen neuen Roman als Download auf die Seite zu packen – dies ja immerhin schon knapp an die drei Jahre – ist schon eine Leistung. Schließlich bekommen die Autoren ja keinerlei Honorar für ihre Werke sondern machen aus Spaß an der Freud mit.

Sowohl als WORD97- Dateien als auch als HTML-Files können die einzelnen Stories, durchschnittlich an die 8 Seiten lang, in letzter Zeit sind sie allerdings bedeutend länger, alle zwei Wochen gedownloadet werden. Ganz klassisch präsentiert sich dabei die Leserkontaktseite – nun ja, eher der LKS-Kaste - der Leichenkeller. Hier betreut der Exposee-Autor die zahlreichen Anfragen der Fans und scheut sich auch nicht, auf fundierte Kritik einzugehen. Natürlich sind die Leserbriefe größtenteils Emails.
Wer nun keinen Internetzugang hat, kann die Serie als Printfassung käuflich erwerben. Jeweils zwei Romane sind in einem Band zusammengefaßt, die Cover zeichnet die Künsterlin Nicole Erxleben, dem ein oder anderem vielleicht aus Professor Zamorra bekannt. Anders als die Netzversion erscheint die Printfassung monatlich, aber sie faßt halt zwei Romane zusammen und ist doch ganz hübsch anzusehen.
Also, wer mal etwas Abwechslung haben möchte, sollte sich die Serie mal ansehen. Einen Blick ist sie allemal wert.

Frank MacLachlan – die Website ist unter www.maclachlan.de zu erreichen. Dort gibt es auch alle Infos für die Erstleser.
Als Printausgabe erscheint die Serie jeden Monat bei Arkham-Press – www.arkham-press.de. Die Einzelausgabe kostet 3,- DM, wahlweise kann man ein Abo über 6 oder über 12 Ausgaben beziehen. Die Postadresse von Arkham-Press: Arkham Press Guido Latz, Bergstr. 34, D-52222 Stolberg. Wer möchte, kann natürlich direkt eine Email an Guido schicken – guido@arkham-press.de  

Das exklusive Interview

Freundlicherweise hat sich der Exposee-Schreiber, (Mit-)Autor und (Mit-)Erfinder der Serie, Jake T. Magnus alias Christoph Zuber bereiterklärt, mit mir ein Interview zu führen. In diesem Fall hat das Internet doch so seine Vorteile. Nochmals vielen Dank für die nette Unterstützung.

Prospero:
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, eine Horrorserie zu erfinden? Auf der Website klingt es ja eher nach einem sehr spontanen Einfall...

J.T.:
War es auch. Ganz am Anfang war eine Kurzgeschichte, die ich mal geschrieben habe. Der Hauptdarsteller war Frank MacLachlan, ein New Yorker Cop der es unversehens mit ziemlich übernatürlichen Fällen zu tun kriegt. Und weil ich dann nach der ersten Geschichte (die übrigens nicht identisch mit Band 1 der Serie ist) nochmal eine schreiben wollte und ich zu faul war, alle Hauptpersonen nochmal neu zusammenzuwürfeln, bin ich dann auf die Idee gekommen, eine Serie daraus zu machen. Gelesen hat das nie jemand, bis ich die Stories dann einfach ins Internet gestellt habe.

Was unterscheidet die Serie eigentlich von den anderen - außer natürlich der Tatsache, daß sie ausdrücklich von Fans für Fans geschrieben ist? ;-)

Gute Frage. Ich glaube, es ist der Umstand, dass bei uns viele Autoren mitschreiben die nie zuvor etwas richtig veröffentlicht haben. Jeder bringt auch seine eigenen Ideen mit ein, was die Serie abwechslungsreicher macht (oder machen sollte) - auch wenn das oft etwas mühsam ist, da dann noch den Überblick zu behalten. So kommt es auch schon mal vor, dass Themen angeschnitten werden, die wir besser hätten sein lassen, da wir schon so genug Geschichten zu erzählen haben.

Wie entsteht eigentlich ein normaler Frank MacLachlan? Wie lange dauert es vom Exposé bis zum fertigen Roman?

Da gibt es zwei Arten von MacLachlans: In knapp der Hälfte aller Fälle stammt das Exposé, also die eigentliche Geschichte, von mir. Ich schreibe da, worum es gehen soll und lege oft auch die detaillierte Handlung fest. Meist schreibe ich mehrere Exposés in einem Rutsch, so dass mein Teil der Arbeit eigentlich kaum ins Gewicht fällt. Bei den Autoren gibt es dann ziemliche Unterschiede. Einige liefern einen MacLachlan nach einer oder zwei Wochen ab und andere warten dann auch wirklich bis zum letztmöglichen Termin. Die Korrekturarbeiten, die mir zum Glück grösstenteils abgenommen werden, beanspruchen dann wiederum einige Zeit. Alles in allem stecken also einige Stunden Arbeit in jedem Band.

Wieviele Autoren schreiben momentan bei FM mit?

Da bin ich jetzt fast überfragt. In letzter Zeit gab es zum Teil doch ziemliche Wechsel. Mit mir haben ungefähr 13 Autoren schon mal mitgearbeitet, davon im Moment wohl gegen 10.

Es gibt bei euch zwar eine Art roten Faden, aber so richtige Zyklen gibt es kaum. Warum eigentlich?

Die ersten Bände waren ja ziemlich unzusammenhängend, der angesprochene rote Faden kam erst später dazu. Noch viel später kam dann auch der Gedanke eines Zyklus‘ dazu, der jetzt auch - wohl mehr unbemerkt - zu laufen begonnen hat. Es ist allerdings kein Zyklus im engeren Sinne, sondern zieht sich einfach durch die meisten Bände; mal mehr, mal weniger stark spürbar...

Du schreibst sowohl Romane als auch Exposés. Was machst du lieber? Und ist es für dich eigentlich schwierig, in den Exposés "Raum" für die Autoren zu lassen?

Eigentlich mache ich beides gerne. Es ist halt eine ziemlich unterschiedliche Arbeit. Einerseits ist es natürlich einfacher, seine Geschichten von anderen Autoren schreiben zu lassen. Dies ist dann auch der für mich spannendste Teil am Exposé schreiben: Wie hat der Autor die von dir ausgedachte Geschichte umgesetzt? Dann wiederum widme ich mich gerne ab und zu länger einem bestimmten Thema und schreibe einen MacLachlan auch mal selbst. Leider fehlt mir oft die Zeit dazu, weshalb es meist nur die Bände sind, bei denen ein anderer Autor ausgefallen ist (letztes Beispiel ist Band 24).
Ob es schwierig ist, Raum für die Autoren zu lassen? Ja, sicher. Es gibt Autoren, die haben gerne eine möglichst detaillierte Vorlage. Andere wiederum möchten viele eigene Charaktere, Handlungen oder ähnliches in die Geschichte mit einbringen. Das richtige Mittelmass zu finden ist da manchmal doch recht schwierig. Wenn man den Autoren zuviel Raum lässt, kann es dann auch schon mal vorkommen, dass am Ende nicht die Geschichte rauskommt, die ich mir am Anfang eigentlich ausgedacht hatte.

Wie ist eigentlich die Zusammenarbeit zwischen den Autoren und zwischen den Autoren und Dir, so als Chef? *g*

Unter den Autoren herrscht meines Wissens eine ziemlich gute Zusammenarbeit. Wenn jemand mal nicht genug Zeit hat, eine Geschichte zu vollenden, wird ihm meist ohne grosse Diskussionen ausgeholfen. Ich selbst - als Chef würde ich mich nicht unbedingt bezeichnen - probiere, mich da so gut wie möglich zu integrieren. Ich stehe natürlich den Autoren bei Fragen und Problemen wenn möglich immer zur Seite und probiere, diese so gut wie möglich zu unterstützen. Aber natürlich wäre das alles zum Scheitern verurteilt, wenn ich nicht meine zuverlässigen Mitarbeiter hätte - ich glaube, die betreffenden Personen wissen, dass sie gemeint sind... :-)

Die Serie ist mittlerweile nicht nur online zu lesen, sondern auch als Print-Ausgabe bei "Arkham-Press" und demnächst auch als Ebook-Datei. Erzähl mal ein wenig, wie es dazu kam.

Guido Latz, der Chef von Arkham-Press, war einer unserer ersten Leser (wenn nicht gar der erste Leser) und brachte auch als Erster die Idee einer Print-Ausgabe ins Spiel. Das Projekt war also seine Idee und wird auch ausschliesslich von ihm betreut. Eine tolle Sache!
Das gleiche war auch mit den MacLachlan-Ebooks. Der Webmaster der Palmtop-Magazin-Homepage, Rainer Gievers, hat mich darauf angesprochen und ich habe zugesagt. Auch dies ist sicherlich ein guter Weg, neue Leser zu finden.

Mittlerweile gibt es ja noch andere Online-Serien - unter anderem auf www.horror-online.de . Empfindest Du das eher als Konkurrenz oder als sinnvolle Ergänzung?

Nun, ich finde es gut, dass dadurch die Szene ein wenig belebt wird. Die Online-Horror-Seite ist ja eher ein Sammelsurium für verschiedene Horror-Serien unterschiedlichster Qualität, während wir halt auf unsere Serie begrenzt sind. Wer also eine Ergänzung zu MacLachlan sucht kann ja da mal nachschauen -- ups, das gibt jetzt wohl Ärger mit Morgan [de Clerk, Webmaster von Online Horror] :-))

Kannst Du zum Schluß einen kleinen Ausblick geben? Was erwartet den Leser in der Zukunft?

Bedeutend wird sicherlich mal ein Vierteiler sein, der mit Band 35 bis 38 auf uns zukommt und auch den vorhin schon angesprochenen "Zyklus" ziemlich weiter bringen wird. In diesem Vierteiler werden wir einen kleinen Ausflug zur Seelenburg, der Heimstatt des Höllenfürsten, miterleben, gefolgt von einer Reise Jacks in die Vergangenheit. Was er da alles über den Höllenfürsten und auch die Hüter der Macht, jener geheimen Organisation, die sich aus magiebegabten Männern und Frauen zusammensetzt, herausfindet, das werde ich hier natürlich noch nicht verraten. Nach dem Vierteiler geht es aber gleich weiter mit einem Zweiteiler über eine düstere Prophezeiung, die eine unserer Hauptpersonen betrifft... Das Zyklus-Ende werden dann die Bände 50 bis 52 sein - aber hierzu werde ich jetzt noch nichts erzählen!

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Letztes Update dieser Seite am 26.02.2006