Music Hall Online 62

The Untouchable

Dorit Chrysler und das Theremin

© Joe „the Nighthawk“ Kutzner

Die Schweizer Tageszeitung 20min.ch behauptet, „ein Mensch besucht in seinem Leben durchschnittlich 0,002 Konzerte, bei denen ein Theremin gespielt wird.“

Dabei wird dieses erste elektronische Instrument überhaupt bald 100 Jahre alt, denn es wurde bereits 1919 von dem russichen Physiker Lev Thermen (s.u.) erfunden.
Alfred Hitchcock-Fans kennen es aus dem Klassiker „Spellbound“ (mit Ingrid Bergman), als Gregory Peck einen unheimlichen Traum träumt.

Dorit Chrysler
Lev Thermen am Theremin

SciFi-Fans, also ihr alle, kennt es auch, vorausgesetzt (und diese Annahme liegt ja nicht ganz daneben ;-) ), ihr habt schon einmal den Vorspann zu einer Star Trek-TOS-Folge gehört

.In der Tat, wenn man ein Instrument der Science Fiction als typical zuordnen will, dann müsste es das Theremin sein, denn es wird von „Geisterhand“ gespielt, ohne jegliche Berührung durch den Musiker, wie das nebenstehende Bild beweist.

 

Anfangs sah ein Theremin aus wie eine Art Schreibpult, aus dessen Seite und Deckel je eine Antenne ragt. Die eine regulierte die Tonhöhe, die andere die Lautstärke.
Ein „Thereminist“ (die Wortschöpfung stammt von mir) „spielt“ das Instrument mit beiden Händen, präziser: er verändert durch deren Bewegung die von den Antennen erzeugten – unsichtbaren – elektrostatischen Kraftfelder, was eine ziemliche Körperbeherrschung erfordert.

Der Sound, den man einem Theremin entlocken kann, erinnert mal an sphärische Klänge einer Weltraumodyssee, mal an die Zartheit eines Elfenwaldes, den man bei einem Spaziergang entdeckt hat, und mal an ein total abgefahrenes Drogenerlebnis. Der in Böhmen gebürtige Bohuslav Martinù hat das wohl bekannteste Stück für Theremin geschrieben, eine Fantasie, die u.a. am 13. November bei den Internationalen Basler Musikfesttagen aufgeführt wurde. Weltweit gibt es nur ganz wenige Musiker, die dieses ‚unberührbare’ Instrument spielen können.


Eine davon ist DORIT CHRYSLER.


Dorit Chrysler in concert

Die gebürtige Österreicherin ist sehr vielseitig, singt, textet und produziert; sie spielt neben dem Theremin auch Keyboards, Harmonium und Harmonika. Ihre Musikerin-Karriere begann im zarten Alter von 7 an der Grazer Oper, Dorit wechselte mit 13 ins Rockgenre, schloss ihr Studium der Musikwissenschaften mit 18(!) erfolgreich ab, und hat, nachdem sie ihren Wohnsitz in New York aufgeschlagen hat, ab dem Millenium eine Solokarriere gestartet.
Dorit Chrysler hat live mit Dinosaur Jr., Blonde, Redhead, Marilyn Manson, Mercury Rev, Oingo Boingo und Echo & the Bunnymen gespielt. Sie war mit Elliot Sharp, Matt Johnson von The The, Larry 7, Foetus, Ultra Vivid Scene und anderen im Studio.

DC


Für ihr Jugendidol Lee Hazlewood coverte sie seinen Hit „Hey Cowboy“, was Lee selbst zu der Bemerkung verlanlasste,
„D.C.
(Eine passende Abkürzung für sie ;-)) sei besser als Nancy“ (... Sinatra, mit der er die Originalversion aufgenommen hatte).
Sie tritt sowohl in Konzerthallen wie auf elektronischen Musikfestivals oder kleinen Clubs auf.

Regelmäßig arbeitet sie mit dem österreichischen Technomusiker und – DJ Electric Indigo, dem Berliner Bechstein-Pianisten Volker Jaeckel und zwei rumänischen Musikern (DJ Vasili und Electric Brother).

Cover Tiny ThrillsDer Weg zum ersten eigenen Album war ein langer: über die Beteiligung an Soundtracks von Filmen (Kino wie TV) und Videospielen zu der Komposition von zunächst Singles. Das nur in Europa erhältliche Album „Best of Dorit Chrysler“, eine Auswahl ihrer Songs aus beinahe zehn Jahren, erschien im August 2004 bei dem Label mit dem netten Namen >Plag dich nicht Records<.

Neu erschienen sind im September gleich zwei Singles:
„Tiny Thrills“ (s. Abb.) bei Plag-dich-nicht (auf der Berliner Volksbühne im Okt. präsentiert) und
„Lass dich“ – eine Theremin/Vocal-Produktion, bei Fon (in Japan vorgestellt).

Info (incl. Hörbeispielen): www.doritchrysler.com

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Letztes Update dieser Seite am 31.12.2005