Sind wir nicht alle Reisende auf dem Strom der Zeit ?

In Bilder gefangene Phantasie

Zum siebten Mal wurde Anfang Oktober in Bochum-Langendreer die mittlerweile schon zur Tradition gewordene Ausstellung für phantastische Kunst eröffnet. Zu dem diesjährigem Motto der Veranstaltung ("REISENDE") präsentierten gleich 16 Künstler aus ganz Deutschland ihre zu Bildern gewordenen Vorstellungen, Träume und Wünsche. Über 150 Exponate waren zu diesem Thema in den großzügigen Räumlichkeiten einer Zweigstelle der Bochumer Stadtbücherei für sechs Wochen konzentriert zu bewundern.

Die Stadt Bochum hatte großes Interesse daran gezeigt, diese ungewöhnliche Vernissage auch 1999 wieder in diesem Gebäude stattfinden zu lassen, und die Organisatoren tatkräftig in ihren Bemühungen unterstützt die Veranstaltung publik zu machen. Ausrichter der Veranstaltung war wie im Vorjahr das ÄON-Team e.V., wobei den Organisatoren Gerhard Börnsen und Thorsten Grewe die Verantwortlichkeit für die Ausstellung aus persönlichen Gründen etwas sehr kurzfristig übergeben worden war.

Trotz einiger Terminschwierigkeiten schafften sie es in kürzester Zeit, alle für diese Veranstaltung noch erforderlichen Arbeiten erfolgreich zusammen mit einigen anderen Mitgliedern des ÄON-Teams abzuschließen. Nur durch äußersten persönlichen Einsatz wurde die diesjährige Neuauflage dieser in Deutschland einmaligen Kunstausstellung, die sich der Science Fiction, Fantasy und Phantastik verschrieben hat, erst möglich. Zahlreiche Wochenenden und so manche Nacht mussten die Organisatoren in die nötigen Vorbereitungen investieren, sonst hätte diese Begegnung der unterschiedlichsten Stilrichtungen und verschiedensten Arbeitsweisen ggf. überhaupt nicht stattgefunden. Aber so kam es auch diesmal wieder zu dem für den Betrachter sehr reizvollen Nebeneinander von Techniken und Ausdrucksformen - wie z.B. Bleistiftzeichnungen, großflächigen Gemälden oder mit dem Computer geschaffenen Collagen.

Die zum Teil im Berufsleben als Comiczeichner und Illustratoren tätigen Zeichner und Maler hatten ihre Gedanken zum Thema "REISENDE" auf die unterschiedlichsten Weisen auf Papier und Leinwand festgehalten. Die Themenpalette der ausgestellten Bilder war reichhaltig und berührte fast jeden Bereich der Science Fiction und Fantasy.

Neben bekannten und weniger bekannten Künstlern waren diesmal auch wieder zwei den PERRY RHODAN Lesern sehr vertraute Namen unten den Ausstellern zu finden: Die Titelbild-Zeichner Alfred Kelsner und Andreas Adamus. Sie präsentierten einige Arbeiten, die auch schon als Titelbilder bei PERRY RHODAN für Furore gesorgt hatten. Alfred hatte es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, gleich mehrere seiner Bilder zur Verfügung zu stellen. Von ihm waren jedoch keine Originale seiner PR-Titelbilder ausgestellt sondern nur kleinere Reproduktionen, da er seine Werke in einem unglaublich großen Format anfertigt, das alle interessierten Galeristen vor sehr große Probleme stellt. Von Andreas dagegen waren einige schöne Originale zu bewundern, die zum grössten Teil schon als Titelbilder ("SOL") genutzt wurden.

Die Ausstellung wurde am 01.10.1999 eröffnet. Für das leibliche Wohl war wie gewohnt reichhaltig und hervorragend gesorgt. Alleine schon der von Bettina Börnsen kreierte und zum Verzehr im Grunde viel zu schöne gigantische Themenkuchen war ein Kunstwerk für sich. Von den ausstellenden Künstlern war ca. die Hälfte an diesem Abend persönlich anwesend. Selbst Alfred Kelsner hatte den Weg nach Bochum nicht gescheut, wo auch wieder Vertreter der PERRY RHODAN - FanZentrale die Eröffnung nutzten, um Info- und Werbematerial für die Besucher zu deponieren.

Auch der Herausgeber und Autor Wilfried A. Hary, der neben den bekannten Hörbüchern aus seiner Produktion auch noch gedruckte Sf- und Horror-Serien schreibt und verlegt, hatte sich eingefunden. Manchem PR-Leser dürfte W.A. Hary vielleicht noch durch seine Mitarbeit an der Serie STAR GATE und sein Intermezzo in der ATLAN-Serie bekannt sein. Vom TCE waren dieses Mal Prospero und Thunder neben meiner Wenigkeit vor Ort. Wintermute stellte zwar aus und hatte noch tatkräftig am Nachmittag beim Einrahmen und Aufhängen der letzten Bilder mitgeholfen. An der Eröffnung selber konnte sie dann leider aus Termingründen nicht mehr teilnehmen.

Da ich im letzten Jahr laut Anmerkung meine Freundes Oberst Villa auf manche Anwesende wohl wie eine Art moderner Lederstrumpf gewirkt hatte, zog ich diesmal, um nicht wieder aus der Rolle zu fallen, den Abendanzug der bequemen Lederkleidung vor. Zu meiner leichten Über-raschung stand ich jedoch mit diesem Gewand relativ allein auf weiter Flur. Während im letzten Jahr noch zahlreiche Anzugträger einschließlich der kompletten TCE-Rige die Eröffnung heimsuchten, war in diesem Jahr wohl lässige Stra-ßenkleidung angesagt. Nun ja, wie man es macht, es ist immer verkehrt.

Die Rede zur Eröffnung hielt Gerhard Börnsen, der nach einem kurzen Dank an den ursprünglichen Initiator der Ausstellung, den feierlichen Rahmen nutzte, um den bekannten ÄON-Preis für Kreativität zu verleihen. Preisträger 1999 wurde der österreichische Forscher Dr. Helmut Lammer, der neben seiner normalen Forschungstätigkeit im Bereich der Planetenforschung mit einem aufsehenerregendem Buch über die sog. schwarze Forschung auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Der Laudatio folgte ein stark lyrisch angehauchter Vortrag von Prospero, der sich einige Gedanken über Reisende gemacht hatte. Im Grunde sind wir alle immer irgendwie Reisende. Wir reisen durch die Zeit und durch den Raum, obwohl wir meinen stillzustehen. Oder wir reisen in Gedanken in ferne Län-der, Welten und Zeiten, obwohl wir unseren Platz nicht verlassen haben. Die zahlreichen interes-santen Facetten, die sich hinter der Bedeutung des Begriffs Reisende verstecken, sind an dieser Stelle in wenigen Sätzen nicht zu schildern und würde dem Vortrag auch nicht gerecht werden.

Nach dem Ende des offiziellen Teils zog sich die Eröffnung noch in sehr gemütlicher Atmosphäre bis in den späten Abend hin. Die Künstler standen dem interessierten Publikum für Diskussionen zur Verfügung, wovon die meisten Besucher gerne Gebrauch machten. Nachdem die Stadtbücherei ihre Pforten geschlossen hatte, zog der größte Teil der Gäste, Organisatoren und Künstler weiter in ein Restaurant, in dem noch bis weit in die Nacht weitergefeiert wurde. Im November 2000 wird es aller Voraussicht nach wieder eine phantastische Kunstausstellung in den Räumlichkeiten der Stadtbücherei geben und ich bin sicher, dass sich auch dann wieder die Fahrt nach Bochum lohnen wird. Die '99er-Ausstellung hat mir jedenfalls sehr gefallen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Gerry, Thorsten, das ÄON-Team und all die Anderen, die mitgeholfen haben diesen interessanten Abend auszurichten.

Okt.99 CC

(erschienen in Paradise # 38 im Dezember 1999)


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Letztes Update dieser Seite am 08. Oktober 2002