Paradise # 52
Der Dort.Con 2003
Those were the days, my friend
Text: Christian "Prospero"
Spließ
Fotos: Klaus G. "Smiley" Schimanski
Fotountertitel: Prospero & Joe
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Die Erkenntnis, dass Dortmund keine schöne Stadt
ist, gewinnt man dadurch, dass man mehrere Male am Samstag-Mittag
wie ein Irrer durch die Innenstadt rennt, um diverse Dinge zu regeln.
Nun gut, es war schönes Wetter. Und das Fritz-Henssler-Haus,
das Con-Gebäude, und die Jugendherberge - das Adolf-Kolping-Haus
- liegen nun nicht so weit auseinander und Bewegung hat noch keinem
geschadet, besonders mir nicht.
Aber beginnen wir mit dem Anfang und der Feststellung,
dass die Bahnauskunft im Internet nicht immer so zuverlässig
ist, wie sie tut. Von Köln-Ehrenfeld aus sollte der Zug nach
Dortmund eigentlich um 10 nach 9 abfahren, aber das war der Zug nach
Rheine. Der fährt über Wuppertal, Hagen, Schwerte. Nicht
über Dortmund.
Ich hätte also umsteigen müssen, dazu hatte ich keine Lust,
ergo wartete ich noch etwas und nahm den Zug um halb Zehn. Der war
pünktlich. Immerhin. Das hiess jedoch, dass ich Joe beim Aufbau
des TCE-Standes nicht helfen konnte. Andererseits, nachdem Joachim
kein Kontakter mehr ist und sich auf wenige Besucher eingestellt hatte,
musste er nicht ganz so viel schleppen wie beim letzten Mal.
Die JHB zu finden war kein Problem, sie liegt sehr zentral
in der Nähe der Petri-Kirche. Nun hatte ich zwar Cash dabei,
aber mich etwas verkalkuliert. Als also die nette Mitarbeiterin -
die meinte, meinen Namen von irgendwoher zu kennen, was ich sehr schmeichelhaft
fand ;-) - schon den Betrag fürs Zimmer eingetippt hatte, fehlte
noch etwas Geld.
Kein Problem, dachte ich, ließ mir den Weg zur nächsten
Bankfiliale erklären - und soweit war ja noch alles okay. Karte
reinschieben, PIN eingeben - aha, ist genug Geld drauf, hat also keiner
was abgebucht seit Donnerstag, prima. Auszahlung... Mist.
Will nicht.
Nochmal versuchen.
Am anderen Automat.
Tat sich wieder nichts.
Ich machte mich also seufzend zum HBF auf, dort befand sich noch ein
Reihe von Automaten - nichts. Als ich später am Abend am Geldautomaten
vorbeiging, pappte ein Zettel dran, auf dem stand, dass zur Zeit leider
nur Kunden der Dortmunder Filiale Geld ausbezahlt bekämen.
Tja.
Schön.
Wusste ich vorher natürlich nicht. Blöde Situation.
Smiley
hatte Recht, als er meinte: "In Cash we
trust."
Wie gesagt, Geld war auf dem Konto drauf, aber ich kam einfach nicht
ran.
Blöd, sowas. Glücklicherweise war das Personal der JHB so
nett, meine prallen Taschen erstmal hinter die Theke zu packen und
ich trabte dann zum FHH los, um mir Geld zu leihen. (Danke Guido!)
Joachim
war in einem Vortrag, so sagte ich kurz dem Atlantis-Stand "Hallo",
ließ meine Jacke da und trabte dann zurück zur JHB.
Bezahlte den Rest.
Packte meine Taschen ins Einzelzimmer mit Dusche, ich schnarche sehr
durchdringend, und trabte dann zum FHH zurück. Uff. Fertig.
Mittlerweile war es zwei Uhr geworden, Joachim war aus
dem Vortrag zurück und es gab wie immer die Erklärung: "Da
ist die Liste. Da das Portemonnaie. Hier die Flyer."
Für den Fall, dass uns langweilig werden sollte, hatte ich nette
CDs mit viel Musik dabei. Dummerweise sind die beim Monitor eingebauten
Boxen von Joachims PC nicht so optimal für sowas.(Nur Höhen...)
Wie schon im letzten Jahr habe ich diesmal auch am Samstag
keinen einzigen Programmpunkt besucht.
Von Larry Niven habe ich noch nie etwas gelesen und
Barbara Slawigs Roman steht auf meine Liste, aber momentan sind andere
Dinge wichtiger. Daher blieb ich am Stand, klapperte die Händler
ab und vernahm natürlich Dirk van den Booms berühmtes:
"Kauft Ikarus."
Guido Latz, der Leiter vom Atlantis-Verlag, hatte diesmal leider keinen
einzigen Maclachlan dabei, "wir sind auf
einem SF-Con, was sollen die denn mit einer Gruselserie?",
so war es sein Pech, dass er keine zwei Romane an Alfred Bekker verkaufen
konnte. :-)
Ikarus 14 ist mittlerweile erschienen und Dirk berichtete, dass sich
die Story-Anthologie sehr gut verkaufen würde. Natürlich
mussten wir dem Bericht des Fandom-Observers auf den Grund gehen und
fragten ein weibliches Wesen - !!! - ob das Cover von der 12 nun wirklich
sexistisch ist. Wir kamen überein, dass dem nicht so sei. Aber
SF-Fans und Sex - zwei Dinge, die nahezu unvereinbar sind...
Für Dirk "Muss reich werden, dringend"
van den Boom hat sich der Con wohl gelohnt, schließlich hat
er zweimal die komplette Serie verkauft.
Aber
auch die Verkäufe beim TCE waren einigermaßen in Ordnung.
Nicht berauschend aber in Ordnung, da es auch in diesem Jahr an Zuschauern
mangelte - ein wenig mehr als im letzten Jahr waren schon da. Allerdings
war am Samstag Fussball, schönes Wetter und Krieg. (Das klingt
jetzt zynisch, aber das ist jetzt nicht so gemeint.)
Ich bin mal gespannt, was das Orga-Team an offiziellen Zahlen bekanntgeben
wird. Ehrlich gesagt, ich hatte so den Eindruck, dass an die 200 Leute
da waren - aber ich bin im Schätzen sowieso nicht so gut.
Wie gesagt, kein Programmpunkt am Samstag.
Ich hätte den James-Bond-Vortrag genießen können,
Professor Tolan war so freundlich, mich zu grüßen, bevor
ich noch das Congebäude betrat, allerdings so richtige Lust hatte
ich auch nicht darauf. Übrigens ist das der Gegenbeweis dafür,
dass man sich mein Gesicht durchaus merken kann, lieber Werner Kurt
Giesa. :-)
So gingen die Stunden mit den üblichen Keksen, Gummibärchen,
Gesprächen dahin. Der Con-Raum war dank Sonneneinstrahlung sehr
warm, man dürstete vor sich hin und diesmal konnte man sehen,
wer welche Cola-Sorte bevorzugt. Da keine Afri-Cola in der Nähe
gewesen war, schnappte ich mir eine Sinalco-Cola. Witzig fand ich,
dass Lidl direkt ein Extra-Zeichen auf das Etikett drucken ließ,
wegen dem Dosenpfand.
Da
Joachim am anderen Tag noch einen Termin hatte, packten wir den TCE-Tisch
um 19:00 Uhr zusammen und wollten eigentlich noch nett essen gehen.
Das wurde aber dadurch verhindert, dass die Farscape-Referentin Christina
Hansen eintraf, die extra für den Con einen Tag eher aus
Barcelona! wiederkam. Und zum ersten Mal in ihrem Fanleben einen Vortrag
halten sollte, über Farscape.
Joachim verschwand in die Abendveranstaltung und ich mit Christina
in die dritte Etage zum Gopherraum, wo sie erstmal ihre Gepäck
ablud und mich bat mal Publikum zu spielen. Ihr Vortrag bestand teilweise
aus Computerausdrucken, teilweise aus handschriftlichen Bemerkungen,
was davon herrührte, dass sie einen Teil des Vortrags im Bus/Zug
geschrieben hatte. Ich glaube, ich würde nach einem Flug, einer
Busreise und der Taxifahrt zum FHH auch kaum noch meine Handschrift
erkennen.
Christina und ich setzten uns also in Ruhe hin, unterhielten uns und
sie las mir den Vortrag vor. Das sollte nicht die letzte Probe gewesen
sein.
Glücklicherweise hatte Christina, die ursprünglich aus Frankfurt/Main
kommt, eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem der Gopher
gefunden.
So verabschiedete sie sich dann wohlgemuts von mir und ich versuchte
noch, Joachim zu finden - der war aber schon weg.
Schade, aber frell happens.
(Frell ist DAS Fluch- und Schimpfwort bei Farscape - frei übersetzt
würde der Satz heißen: Shit happens. ;-))
Den angebrochenen Abend verbrachte ich dann damit, mir
mit einer sehr kleinen Fanauswahl "Minority Report" anzusehen
- netter Film. Danach sollte eigentlich noch ein zweiter gezeigt werden,
aber das Häuflein war derart geschrumpft, dass es nicht mehr
lohnte. So stapfte ich um halb Eins zur JHB.
SONNTAG
Über das Frühstück in JHBs brauche ich
wohl kein Wort zu verlieren. Halt sehr rustikales Essen. Aber gut.
Um Neun war ich dann wieder beim FHH. Da die Haupttür noch abgeschlossen
war, musste man durch die Cafe-Tür ins Gebäude gelangen
- es spielten sich lustige Szenen ab, wenn man den Ankommenden zu
erklären versuchte, dass die Seitentür offen war.
Ich entdeckte, dass die zwei mir fehlenden He-Man-Hörspielkassetten
bei einem Händler aufzufinden waren - dummerweise waren meine
Geldmittel ja sehr stark begrenzt, der Automat wollte immer noch nicht.
Aber kein Thema, die Dinger sind zurückgelegt und ich habe dann
die Hörspiele komplett.
Yeah.
Christina
war dann auch bald wieder da und wir stellten uns gegen halb elf in
den Eingangsbereich - ich demonstrativ mit meinem selbstgebastelten
Papp-Crichton - um auf Mark zu warten, der für die Technik verantwortlich
war und was ganz wichtiges mitbrachte:
Flyer!
So um viertel nach elf trafen dann Mad Mike mit Freundin und Hund,
Ronald Hahn, Bernd Frenz und Claudia (Kern) ein.
Ich stürzte auf sie zu und fragte laut: "Have
you seen this man?"
Schade,
den Gesichtsausdruck von ihr hätte ich ja gerne auf Fotopapier
festgehalten.
Claudia wollte ursprünglich auch einen Crichton mitbringen, hatte
ihn wohl auch ausgedruckt und zu Hause liegengelassen.
Zu mehr als der Frage "Hast du später
noch Zeit für Autogramme?" kam es dann aber leider
nicht.
Claudia zog zum Bastei-Programmpunkt, wir Scaper warteten immer noch
auf Mark. Nach einem Telefonat war klar, dass er kommen würde.
Uff, ein Berg fiel uns vom Herzen. Ein FS-Vortrag ohne Beamer und
Notebook - bei einer Fernsehserie nicht sooo spannend.
Schließlich kam Mark dann an und wir verzogen uns in den Green-Room
zum Ausprobieren der Technik und Christina probte nochmals ihren Vortrag.
Einige lustige und ernste Fanvideos wurden an die Wand geworfen und
man kann die Kreativität der Leute einfach nur bewundern.
Dann war es endlich so weit. Samstag. 14:00 Uhr. "Willkommen
in Eternia." Mit
mir.
Als Referenten - kaum stürmten die drei, vier Fans den Saal,
in dem noch die Diskussion der Online-SF-Zines lief und kaum fiel
das Wort "Masters of the Universe" wurde der Raum schlagartig
leer...
Nun gut, ich habe schon in Köln für Farscape demonstriert,
mich kann nichts mehr erschüttern. Immerhin, die paar Zuhörer
lauschten interessiert meinem Vortrag.
Erheiternd war die Szene, in der ich die Gadgets der mitgebrachten
Figuren erläuterte -
Ram-Man, den man runterdrücken und mit einem kleinen Hebel wieder
hochschießen lassen kann, war der absolute Favorit und löste
Heiterkeitsanfälle aus.
Im angepeilten Rahmen von gut einer dreiviertel Stunde, es war dann
doch etwas weniger, beantwortete ich noch einige Fragen und nachzu
nahtlos schloss sich der Vortrag über FS an.
Zu dem hatte ich eigentlich Claudia Kern erwartet, aber
leider, leider, leider kam sie nicht.
Selbst schuld, der Vortrag mit den eingeblendeten Videoclips - Fanvideo,
ein Bericht von CNN über die Kampagne, kurzer Auschnitt aus der
Episode 4.20 "We're so screwd" plus dem "Danke-Fans"-Video
- war ein voller Erfolg und die Flyer, die persönlich jedem Einzelnen
überreicht wurden, lassen hoffen, dass sich von den 20 Leuten
doch noch etliche in die Mailingliste eintragen werden.
Nach dem Vortrag rückte dann Roger Murmann mit seinem MD-Recorder
an und interviewte nicht nur mich zu meinem Vortragsthema sondern
auch Christina, die sehr überrascht war.
So wie ich auch.
Glücklicherweise ist Radio Darmstadt ein sehr, sehr, sehr lokaler
Sender - hüstel... :-)
Aufbruchstimmung setzte sich dann so langsam in uns
durch, Mark wollte Christina noch die Hälfte des Weges mitnehmen
und wir verabschiedeten uns voneinander. In knapp zwei Wochen sehen
wir uns ja beim Farscape-Listentreffen in Bad Neuenahr.
Ich taperte dann zum Bahnhof und zu meinem Zug und war in den MX-Comic
vertieft, als mir Manfred Weinland auf die Schulter tippte. Sein ICE
brauchte auch noch einige Minuten, bis er in den Bahnhof einfuhr und
so unterhielten wir uns über Bad Earth.
Manfred meinte, er könne es gar nicht fassen, dass manche Leser
die Charaktere nur aufgrund der kleinen Leseprobe in den Himmel loben
würden.
Tja, so sind Fans halt...
Mein Zug kam also, ich stieg ein und wenn der Zug vor
uns nicht mitten auf den Schienen defekt gewesen wäre, ich also
keine Stunde im Regionalexpress hätte sitzen müssen und
in Düsseldorf hätte umsteigen müssen, wenn all das
nicht passiert wäre - dann hätte ich noch einen netten Abend
haben können.
Abschließend kann ich sagen, dass der Dort.Con
in diesem Jahr wesentlich spannender war als im Jahr zuvor - immerhin,
es gab Programmpunkte, die für mich interessant waren.
Die Betreuung der Referenten durch die Gopher waren hervorragend,
der einzige Makel ist halt die sehr überschaubare Besucheranzahl.
Werbung hat der Dort.Con jedenfalls genug gemacht, aber wie schon
gesagt:
Schönes Wetter, Fussball und Krieg sind drei Faktoren, die man
nicht beeinflussen kann.
Irgendwie passt der Monolog von Crichton zumindest aus
der 4.20 ganz gut:
"What does an american want? Democracy?
- Capitalism."
Christian "Prospero"
Spließ
Paradise #
52 könnt Ihr hier online bestellen