S C I E N C E   # 63

... aus Raumfahrt,  Wissenschaft und Forschung


New Horizons - Die Pluto-Mission der NASA

© Josef „Distrigor“ Brand

Jeder kennt sie, unsere neun Planeten:
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto.
Sie alle umkreisen unsere Sonne und bilden so unser Sonnensystem. Einige Planeten sieht man sehr gut mit bloßem Auge, andere schlechter, und manche gar nicht mehr.
Galileo Galilei richtete 1609 erstmals sein Augenmerk durch ein Teleskop in den Weltraum. Mit dieser Erfindung fiel es den Astronomen wesentlich leichter, Details in der Welt der Sterne zu entdecken. So wurden weitere Planeten entdeckt - und auch Monde.
Neptun war schon schwer zu entdecken, und so seltsam es klingen mag, Neptun wurde bei der Beobachtung von Uranus` Umlaufbahn entdeckt. Um das zu verstehen, ist etwas Physik notwendig:

Wie man weiß, ziehen sich Körper gegenseitig an, wenn sie Masse besitzen. Also, alles, was Masse besitzt, übt auf alles andere eine Anziehungskraft (die „Gravitationskraft“) aus. Je mehr Masse, desto mehr Anziehungskraft.
Deshalb werden wir von der Erde angezogen, da sie nun mal die größere Masse hat. (Eigentlich ziehen wir sie auch etwas an, aber in der Praxis ist das eher zu vernachlässigen.)
Und so bindet die Sonne unsere Erde, die anderen Planeten, alle Kometen und sämtliches restliche Material unseres Systems an sich.
Normalerweise würde ein Körper im Weltall geradeaus fliegen, doch die Gravitationskraft eines großen Objekts zieht ihn an und bringt ihn auf eine Kreisbahn um sich selbst. Die Zentrifugal- und Anziehungskraft pendeln sich so ein, dass der Körper auf einer stabilen Bahn den großen Körper umläuft.

So ist es in der Theorie, und auch in den meisten Fällen in der Praxis.

Nicht aber bei Uranus!
Dieser schlingerte auf seiner Bahn gelegentlich, sodass nur der Schluss übrig blieb, dass da noch etwas sein muss, was einen geringen Einfluss auf Uranus hat und die Schlingerbewegungen somit erklären kann.
So suchte man intensiv und fand 1846 den achten Planeten, Neptun. Doch auch bei diesem stellte man Störungen in der Umlaufbahn um die Sonne fest, was wiederum auf einen neunten Planeten schließen ließ.
Dessen Entdeckung war allerdings schwieriger, da Pluto wirklich sehr weit von der Sonne entfernt ist, und zu alledem auch noch ein sehr kleiner Planet ist. Dennoch wurde er nach jahrzehntelanger Suche 1978 von Jim Christy entdeckt.
Von der Erde ist er sehr schlecht zu sehen, und auch das Weltraumteleskop „Hubble“ vermag es nicht, sonderlich aufschlussreiche Fotos von Pluto zu schießen.
Aber was man herausfand, will ich hier kurz aufführen:

Bahnen von Pluto und Neptun

Pluto ist mit einem Durchmesser von 2.200 Kilometer der kleinste Planet des Sonnensystems, seine Zusammensetzung ist weitgehend unbekannt.
Er besitzt drei Trabanten, darunter den bekannten Mond Charon, der etwa halb so groß ist wie Pluto selber. Deshalb kreist Charon auch nicht wirklich um Pluto, sondern die beiden pendeln um einen gemeinsamen Massemittelpunkt.

Auch ist es nicht gerade richtig, wenn man vom „Planeten“ Pluto spricht, da er eigentlich zu klein dafür wäre. Aber, dass man diese Zuordnung noch ändert, ist relativ unwahrscheinlich. Zwar wäre es richtig, aber im Gedächtnis der Menschen hat sich das nun mal so eingeprägt, dass Pluto der neunte Planet ist.

Das ist allerdings nicht das Einzige, was Pluto so besonders macht. - Es ist auch seine Umlaufbahn:

Normalerweise ist die Umlaufbahn eines Planeten leicht elliptisch, im Fall unserer Erde sogar fast kreisförmig. Doch Plutos Umlaufbahn ist so elliptisch, dass er manchmal sogar zwischen Neptun und Uranus gelangt, und somit nicht mehr der äußerste der Planeten ist.
Weil das so ist, vermutet man, dass es in Plutos Geschichte ein Ereignis gab, was ihn aus seiner Bahn warf!
[Was für viele SF-Autoren Anlass gewesen ist, daraus eine phantastische Geschichte zu ersinnen. – Anm. Joe]
Außerdem ist auch die Rotationsachse des Pluto um etwa 122° geneigt (zum Vergleich: Bei unserer Erde sind es 23,5°). Der Planet „rollt“ sozusagen auf seiner Bahn entlang.
Auch ist die Bahn stark geneigt. So kommt es, dass Pluto stellenweise von der Sonne sehr weit entfernt ist.

1989 war Pluto der Sonne am Nächsten, entfernt sich ihr jetzt wieder.
Und mittlerweile macht man sich Sorgen, dass seine dünne Atmosphäre bereits eingefroren ist, bevor man ihn erreicht hat. Pluto ist so schon etwa –230°C kalt, und wenn er sich noch weiter von der Sonne entfernt, wird es auch passieren, dass die Gase in seiner Atmosphäre fest werden. Deshalb ist es so wichtig, dass eine Mission zu unserem entferntesten Planeten so bald wie möglich stattfindet: damit man Pluto nicht vollkommen zugefroren vorfindet.


Und genau hier kommt die Plutomission „New Horizons“ der Weltraumorganisation NASA ins Spiel:

Es gab schon früher einige Pläne für Pluto-Sonden, allerdings scheiterten sie alle meist an fehlenden finanziellen Mitteln. Doch Ende 2000 wurde das Projekt New Horizons geboren.
Zwar dauerte es noch bis zum 29.11.2001, doch die erste Sonde zum Pluto war genehmigt.
Von Mitte 2004 bis 2005 wurde die Sonde gebaut, und danach auf alle Eventualitäten getestet.
Am 24.10.2005 kam die Sonde schließlich an ihren Startplatz auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral.
Doch bis dahin war eine Menge Forschung und Entwicklung von Nöten, damit die Mission auch erfolgreich verlaufen kann:

SWAP

Die Sonde hat die Form eines Dreiecks mit aufgesetzter 2,5m Parabolantenne zur Kommunikation mit der Erde.
Desweiteren ist die Sonde mit diversen Instrumenten ausgestattet, um Pluto zu untersuchen:
Eine hochauflösende CCD-Kamera an einem Teleskop ermöglicht es, Objekte bis 100m Größe zu erkennen.
Eine andere Kamera wird Karten von Pluto und seinem Mond Charon machen.
Das sogenannte „SWAP“ („Solar Wind Analyzer around Pluto“) wird untersuchen, ob Pluto ein Magnetfeld besitzt.
Zusammen mit „REX“ („Radio Experiment“) und „Alice“ („ein ultraviolettes Spektrometer“) werden noch Daten über die Zusammensetzung der Atmosphäre gesammelt.

Stichtag zum Start war der 17.01.2006.
Leider musste der Start wegen zu starken Winden um einen Tag verschoben werden. Doch ein Stromausfall am 18.01. verhinderte den Start abermals.
Am 19.01. ging es dann tatsächlich los:
Um 20:00 Uhr MEZ (14:00 Uhr Ortszeit) startete die Sonde mit ihrer Trägerrakete Atlas V.
Obwohl die Atlas V 551 eine der derzeit stärksten Trägerraketen der Welt ist, musste die Rakete mit einer zusätzlichen Star-48B-Stufe ausgestattet werden, um die Sonde auf eine hohe Fluchtgeschwindigkeit beschleunigen zu können.
New Horizons verließ die Erde mit der höchsten je dabei erreichten Geschwindigkeit von 16,21 km/s, (= rd. 58.000 km/h).
Nach 44 Minuten und 55 Sekunden wurde New Horizons von der Rakete in seiner Fluchtbahn ausgesetzt.
Die Sonde soll im Februar 2007 den Swing-By am Jupiter vollführen und in neun Jahren am 14. Juli 2015 Pluto passieren (für ein Einlenken in eine Umlaufbahn besitzt die Sonde nicht genug Treibstoff).


Nachdem New Horizons dort seine Datensammlung abgeschlossen hat, wird sich die Sonde weiter entfernen - so viel Energie ist noch da - und den sogenannten Kuiper-Gürtel ansteuern:
1951 veröffentlichte Gerard Kuiper eine Theorie über Objekte jenseits des Pluto.
Man fand nun auch tatsächlich einen Gürtel von vielen kleineren Objekten (man schätzt etwa 70.000 über 100km Durchmesser).
Hauptsächlich findet man dort Asteroiden vor, und man vermutet auch, dass viele der uns bekannten Kometen aus dem Kuiper-Gürtel stammen.
Weiterhin wird vermutet, dass es dort Objekte gibt, die größer sind als Pluto!

Bahn von Objekt 2003 UB313

Eines davon trägt den „spektakulären“ Namen „Objekt 2003 UB313“.

Dieses Objekt fällt durch seine extrem geneigte und exzentrische Bahn aus der Reihe.

Entdeckt wurde es im Oktober 2003.

Kurz danach wurde noch durch Mike Brown ein Mond entdeckt, den er vorläufig und inoffiziell „Gabrielle“ taufte:
Der Trabant „S/2005 (2003 UB313) 1“ (so der offizielle Name) ist etwa 60-mal lichtschwächer als 2003 UB313. Sein geschätzter Durchmesser beträgt 250 km, seine Umlaufdauer 14 Tage.
Doch wesentlich mehr ist leider nicht bekannt, da einfach zu wenig Licht der Objekte nach Pluto unsere Teleskope erreicht.


Also müssen wir nun warten, bis New Horizons weit genug vorgestoßen ist, um aufschlussreiche Bilder und Messwerte zu liefern.

Drücken wir der Mission die Daumen! Möge sie gelingen!
Denn die nächste günstige Gelegenheit bietet sich erst in 200 Jahren!

Josef Brandt, Januar 2006


Quellen:

Bilder:

Orbit_UB313: Wikipedia
Sonde mit SWAP: NASA
Umlaufbahn Pluto: http://pluto.planetologie.de/


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Letztes Update dieser Seite am 23.04.2006