Geschichten der Nacht # 60

Ein Crossover-Roman
der TV-Serien

STARGATE ATLANTIS /
BATTLESTAR GALCTICA

"Zu Hause ist da, wo das Herz ist "

von
Monika Abt
("Selana ")

Coverzeichnungen & Illustration:
Thomas Bilat
Layout: Christiane Lieke

Dezember   2008

Cover GdN 60 - (c) Zeichnungen: Thomas Bilat; Layout: Christiane Lieke

Monika Abt hat schon desöfteren Crossover-Romane geschrieben.
Hier "schickt sie die Helden aus Stargate Atlantis in die Welt von Battlestar Galactica ... wo sie zunächst auf tiefes Misstrauen stoßen, denn sie behaupten, von der Erde zu kommen ...


Leseprobe:

GALACTICA-Brig

Sheppard, Lorne und ihre Kopiloten saßen inzwischen etwas frustriert in den Gefäng­niszellen des fremden Schiffes fest. Es waren ganz normale Eisengitterstäbe, doch um einen Gefangenen festzuhalten, waren sie genauso wirksam wie modernen Zellen mit Energieschirmen.
„Vielleicht war es doch keine so gute Idee, freiwillig mitzugehen“, meinte Lorne mit sorgenvoller Miene.
„Langsam stimme ich Ihnen zu“, antwortete Sheppard. „Doch wie sonst hätten wir Kontakt mit ihnen aufnehmen sollen? Sie besitzen zwei große Kriegsschiffe. Sollten sie feindliche Absichten haben, könnten sie zu einer Gefahr für die ORION werden, wenn sie das Schiff entdecken, bevor es wieder einsatzfähig ist. Noch hoffe ich, dass wir vernünftig mit ihnen reden können. Wir …“
Sheppard verstummte, als Schritte zu hören waren. Da öffnete sich schon die Außentür und vier schwer bewaffnete Soldaten betraten den Zellenblock. Gespannt blickten die Atlanter ihnen entgegen.
„Sie! Mitkommen!“
Das galt Sheppard. Als er aus der Zelle trat, richteten sich sofort Waffen auf ihn. Man musste ihn für sehr gefährlich halten, wenn sie vier schwer bewaffnete Wachen für seine Eskorte nahmen. Der Colonel dachte jedoch nicht daran, sich zu wehren. Schließlich hoffte er immer noch auf eine friedliche Einigung.
Man brachte ihn in einen Raum neben dem Gefängnisblock. Ein großer Tisch und zwei Stühle standen darin. Auf einem der Stühle saß ein älterer Mann mit vernarbtem Gesicht und blicke ihn gespannt an. Neben ihm stand der junge Commander, der ihn hergebracht hatte. Der Ältere machte eine einladende Handbewegung auf den zweiten Stuhl. Die Wachen verteilten sich im Raum und ließen keinen Blick von John.
Achselzuckend setzte sich der Colonel auf den Stuhl. Er warf einen kurzen Blick auf den Piloten und schaute dann den älteren Mann, der wohl dieser Admiral sein musste, ohne Scheu an. „Mein Name ist Colonel John Sheppard. Und wie ich Ihrem Commander schon sagte, komme ich von einem Planeten, der Erde genannt wird. Ich gehöre einer Expedition an, wir sind friedliche Forscher und Wissenschaftler.“
Sein Gegenüber beobachtete ihn genau. Die meisten wären vielleicht davon eingeschüchtert worden, doch John zuckte nicht mal mit der Wimper. Um ihn einzuschüchtern, würden sie schon größere Geschütze auffahren müssen.
„Sie sehen mir mehr wie ein Soldat aus als ein Wissenschaftler oder Forscher. Außerdem ist ein Colonel bei uns ein Offizier in der kolonialen Flotte.“
„Das ist bei uns auch nicht anders, aber es gibt viele Gefahren, dort wo wir leben. Meine Soldaten begleiten die Zivilisten zu ihrem Schutz“, erklärte Sheppard wahrheitsgetreu. „Was auch immer Sie von uns glauben, meine Männer und ich haben Ihnen keinen Anlass gegeben, uns so unfreundlich zu empfangen.“
„Das mag sein, aber Sie könnten immer noch zylonische Agenten sein.“
„Ich habe dem Commander schon erklärt, dass ich nicht weiß, was Zylonen sind. Wie können wir Ihnen beweisen, dass wir keine sind?“
„Zylonen sind Roboter mit menschlichem Aussehen“, erklärte der Admiral.
„Wir sind keine Roboter“, versicherte Sheppard. „Wir bluten, wenn Sie uns verletzen.“
„Das tun die Zylonen auch. Und auch die inneren Organe sind von unseren nicht zu unterscheiden.“
„Verstehe! Wie können wir Sie also von unserer Aufrichtigkeit überzeugen?“
„Holt Baltar“, befahl Adama.
Einer der Soldaten öffnete die Tür und ein jüngerer Mann mit etwas zu langen Haaren kam herein. Er sah erst den Commander dann den Admiral an. John schien ihm keinen Blick wert zu sein.
„Admiral Adama, was kann ich für Sie tun?“
„Untersuchen Sie diesen Mann. Ich möchte wissen, ob er ein Zylone ist.“
Jetzt sah der Mann zu Sheppard. Etwas an ihm kam John seltsam vor. Es war nur ein Gefühl, aber er war dem Colonel auf Anhieb unsympathisch.
Baltar musterte den Fremden. „Wer ist er? Was trägt er für eine Uniform?“
„Wir haben ihn und drei andere in zwei fremden Raumschiffen aufgegriffen. Wir müssen wissen, ob sie Zylonen sind.“
Nun wurde Baltar noch neugieriger. „Er ist mir unbekannt, Gaius!“
Baltar blickte auf Nummer Sechs, die nur für ihn sichtbar und eine Projektion seines Geistes war. Natürlich trug sie wie üblich eines ihrer aufreizenden Kleider, diesmal ganz in Blau. Baltar schluckte und konnte nur mit Mühe seinen Blick von ihr lösen.
„Kennst du alle Zylonen?“, fragte er.
„Nein, das nicht.“
„Woher willst du dann wissen, dass er keiner von euch ist?“, fragte Baltar.“
„Intuition!“
„Baltar! Sind Sie noch bei uns?“
Die Stimme des Admirals schreckte Baltar aus seinen Tagträumen. „Natürlich, Admiral, ich dachte nur nach.“
„Das habe ich bemerkt. Also?“
„Ich mache mich sofort an die Arbeit“, er sah dem Fremden in die Augen. „Ich brauche Blut von Ihnen. Es dauert einige Stunden, bis das Ergebnis vorliegt.“
Auch John hatte keinen Blick von Baltar gelassen. „Und Sie sind?“
„Oh, verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit. Ich bin Gaius Baltar, Wissenschaftler und schlauester Kopf in der Flotte.“
Jetzt musste John grinsen. Wieso kam ihm das nur so bekannt vor?
„Colonel John Sheppard. Bedienen Sie sich.“
Lee hatte die ganze Zeit geschwiegen. „Vater, du weißt, dass der Detektor nicht immer 100%ig funktioniert?“
Der Admiral war der Vater des Commanders. John schaute zu ihm hinüber, während Baltar ihm Blut abnahm. Er entdeckte jedoch keine äußerliche Ähnlichkeit mit dem Admiral. Wahrscheinlich kam er nach seiner Mutter, was auch besser war, wenn er das markante Narbengesicht des Admirals betrachtete.
Nummer Sechs hatte die ganze Zeit keinen Blick von Sheppard gelassen. „Gaius! Du musst vorsichtig sein. Der Mann ist gefährlich.“
Baltar hätte vor Schreck fast seine Blutprobe fallen lassen. Im letzten Moment konnte er sich beherrschen. Er blickte John in die Augen, der jedoch keine Anstalten machte, ihn anzugreifen.
„Mach das nicht, hörst du? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“
Nummer Sechs ließ ein amüsiertes Lachen hören. „Armer Gaius! Immer so schreckhaft. Selbstverständlich meinte ich das allgemein. Ich habe lange unter Menschen gelebt und habe gelernt, euch einzuschätzen. Glaube mir, er ist gefährlich.“
„Schon gut, ich werde aufpassen!“
Baltar beendete seine Arbeit und packte alles ein. „Ich melde mich, wenn das Ergebnis vorliegt, Admiral.“
Unter den Blicken aller Anwesenden verließ der Wissenschaftler den Raum.
„Etwas ist seltsam an ihm“, meinte John nachdenklich.
Alle Blicke richteten sich nun auf ihn.
„Er ist Wissenschaftler“, sagte Lee.
„Es ist mein Job mit Wissenschaftlern umzugehen. Glauben Sie mir, wenn ich sage, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Mein Instinkt sagt es mir.“
„Mein Instinkt sagt mir, Ihnen nicht zu trauen“, Lee trat ganz dicht an John heran. „Wenn Sie ein dreckiger Zylone sind, werde ich Sie eigenhändig aus der Luftschleuse werfen.“
Sheppard blickte ihn ungerührt an und kreuzte die Arme über der Brust. „Zwar hat man mir noch nie gedroht, mich aus der Luftschleuse zu werfen, aber ich bin es gewohnt, dass man mir nach dem Leben trachtet. Ihre Drohung ängstigt mich nicht. Und nun frage ich Sie, Commander, sind Sie es nicht, der hier feindlich ist? Sie drohen mir damit mich zu töten, sperren meine Leute und mich ein, und dann haben Sie die Unverfrorenheit mir zu sagen, ich sei feindselig.“
Der Admiral lachte laut auf, während Lee angesichts der Dreistigkeit seines Gegenübers wie erstarrt dastand. Im Grunde hatte der Colonel recht, doch sie hatten schon so viele schlechte Erfahrungen mit den Zylonen gemacht, dass Vorsicht angebracht war.
Lee lächelte jetzt. „Falls wir uns irren, Colonel, und Sie wirklich die sind, die Sie vorgeben zu sein, entschuldige ich mich jetzt schon für die Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen und Ihren Leuten bereitet haben.“
„Entschuldigung akzeptiert. Wahrscheinlich würde ich an Ihrer Stelle genauso handeln. Doch nun sagen Sie mir endlich, was in aller Welt ein Zylone ist.“
„Erst wollen wir Ihre Geschichte hören, Colonel“, verlangte Lee.
Also begann John alles zu erzählen, ohne wichtige Geheimnisse zu verraten. Die Anwesenden hörten gebannt zu. Wenn das stimmte, was dieser Colonel da sagte, waren sie endlich am Ziel angekommen. Sie konnten zur Erde zurück.
„Und nun Sie, bitte“, verlangte John, als er zum Ende kam.
„Unser Volk lebte in einem Sternensystem mit zwölf bewohnbaren Planeten“, fing Lee an. „Eine Besonderheit in diesem Teil der Galaxis, denn sonst sind Planeten, auf denen Menschen leben können, sehr selten.“
„Das ist wohl der Grund, warum die Antiker oder die Goa’uld hier keine Sternentore errichtet haben“, meinte John.
Lee erzählte weiter. „Eines Tages bauten wir Roboter, um unser Leben zu erleichtern. Das ging eine ganze Zeit gut, doch dann rebellierten die Roboter, und es kam zu einem blutigen Krieg, der in einem 40-jährigen Waffenstillstand endete. Während wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhten, entwickelten sich die Roboter weiter. Ihr Hass auf alle Menschen war immer noch da, und sie bauten Maschinen, die wie Menschen aussehen. Sie besitzen sogar eine Art von Gefühl, innere Organe, alles eben, was einen Menschen ausmacht. Nur so war es ihren Agenten möglich, unerkannt unter uns zu leben. Vor ein paar Monaten griffen sie uns unerwartet an. Sie sabotierten unsere planetaren Verteidigungsanlagen und vernichteten alle zwölf Kolonien. Die Flotte, die sie gesehen haben, ist alles, was noch von uns übrig ist.“
Sheppard war entsetzt. Langsam verstand er ihre Paranoia gegenüber allen Fremden. „Und was hat es nun mit der Erde auf sich?“
„Es gibt unter unserem Volk eine Legende, dass in grauer Vorzeit ein Stamm von uns auszog, um eine weit entfernte Kolonie zu gründen. Auf einem Planeten, der Erde genannt wird. Wir sind nun mit der Flotte unterwegs, um unsere verschollenen Brüder und Schwestern zu suchen.“
„Verstehe. Die Erde, von der ich komme, liegt auf der anderen Seite der Galaxis. Es wäre durchaus möglich, dass mein Volk Ihr verschollener Stamm ist, Commander“, sagte Sheppard.
Adama stand auf. „Nun gut! Ich habe jetzt eine wichtige Konferenz. Meine Soldaten werden Sie in die Brig zurückbringen. Sobald das Ergebnis Ihrer Untersuchung vorliegt, werden wir Sie unterrichten. Bis dahin wird man Sie gut behandeln.“
„Und wie lange dauert das?“
„Etwa noch 10 Stunden.“
„Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie bis dahin meinen Leuten etwas zu essen bringen würden?“
„Ich werde das veranlassen“, versprach Lee. „Bringt ihn in die Zelle zurück“, befahl er dann den Soldaten.


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Impressum:

GdN 60 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN 60 erscheint im Juni 2008.
Umfang: 60 Seiten - Auflage: 65 Exemplare - Einzelpreis: 2,50 € plus 1,20 € Versand
Text: Monika Abt / Illustration:Thomas Bilat

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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Letztes Update dieser Seite am 23.07.2009