Kontor
Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen. (Francis Bacon)
[04] Gejagte Wölfe
Herr der Meere Nr. 4
K.H. Scheer (Pierre de Chalon)
1. Ausgabe der überarbeitete Neuauflage
Originalausgabe: Leihbuch, Balowa Verlag, 1956
Herausgeber: Kurt Kobler
Titelbild: Ralph Voltz
Redaktion: TCE
Durchsicht und Bearbeitung des Textes: Michael Thiesen
Kartenmaterial und Innenillustrationen: Willi Diwo
Scan des Originaltextes: Hans-Peter Kögler
Druck: Schaltungsdienst Lange OHG, Berlin
Umfang: 128 Seiten
Preis: 10 EUR
Terranischer Club EdeN, Juni 2010
Preis: | 10,00 € |
Beschreibung
Diese in den 50er Jahren noch sehr verbreitete Gattung der Literatur handelte meist von kühnen Piraten, die mit ihren Schiffen die tollsten Abenteuer erlebten. Gedruckt wurden diese Abenteuer in verschiedenen Leihbuch-Verlagen, die damals ihre Blütezeit erlebten.
KHS hatte bereits 1953 in einer ersten Leihbuch-Piratenserie Erfahrungen in dieser Art der Unterhaltungsliteratur gesammelt und setzte sie nun in einer eigenen Romanreihe um.
Anders als bei »König der Meere« (erschienen im Reihenbuch Verlag) war bei der »Heer der Meere«-Serie des BALOWA VERLAGS das Pseudonym kein Verlags-, sondern ein Autoren-Pseudonym, unter dem nur Scheer selbst schrieb.
Die ersten sechs »Herr der Meere«-Romane erschienen von 1983-85 als Jugendbücher beim ENGELBERT VERLAG in einer von seiner Frau Heidrun Scheer leicht überarbeiteten Neuauflage.
Für diese Neuauflage der HERR DER MEERE-Serie bekamen wir zunächst von Frau Scheer die Erlaubnis für den Nachdruck der ENGELBERT-Jugendbuch-Ausgabe. Kleinere Fehler, die sich in diese Ausgaben offensichtlich eingeschlichen haben, sind von uns ausgebessert.
Jetzt im Jahr 2009 setzt die MARIA STUART also nochmals die Segel, und Scheers tollkühne Piraten sind bereit, sich den Lesern des neuen Jahrtausends zu stellen.
Dem Science-Fiction Club »Terranischer Club EdeN« (TCE) ist dank der sehr großzügigen Geste von Frau Heidrun Scheer die Ehre und die Möglichkeit zuteil geworden, sogar die komplette »Herr der Meere«-Reihe neu herauszugeben, also auch die restlichen Bände 7-9.
Scheer wollte seine Leser mitnehmen. Wer bereit war, ihm zu folgen, war bald gefangen von seiner erzählerischen Dynamik und den kraftvollen Beschreibungen.
Und so möchte ich Euch bitten, mit an Bord zu kommen – auf eine Reise in eine Zeit, in der Männer noch aus Eisen und Schiffe noch aus Holz waren.
Kurt Kobler, Mai 2009
[Aus dem Vorwort des ersten Buches dieser Neuauflage]
Das TCE-Mitglied Martin Marheineke hat sich das ehrgeizige Projekt vorgenommen, die „Herr-der-Meere“-Serie fortzuführen, da am Ende von Band 9 Fragen offen blieben.
Der Titel ist „Geheimauftrag MARIA STUART“.
Leseprobe:
»Wenn du die Segel noch einmal killen lässt, du Schweinskopf, wirst du meinen Degen zu spüren bekommen«, drohte die hochgewachsene Frau mit den feuerroten, bis zum Nacken reichenden Haaren.
Breitbeinig stand die Rote Nelly hinter dem Rudergänger der Eindeckfregatte, die – hart am Wind liegend – auf die Silberbank-Passage zwischen der spanischen Insel Hispaniola und den berüchtigten Untiefen der nördlich davon gelegenen Caicos-Inseln zuschoss.
Die Piratin schob den langen Raufdegen in die Scheide zurück und warf einen Blick in die Takelage hinauf. Die Segel des Dreimasters waren so hart wie möglich angebrasst und standen schräg zur Kiellinie des Schiffes.
Mühevoll erkämpfte sich die NELL Meter für Meter ihren Weg gegen den fast von vorn fallenden Wind. Der Rudergänger benötigte volle Konzentration. Mit einem Auge kontrollierte er die Kompassrose, mit dem anderen beobachtete er die prall stehende Leinwand, die bei geringfügigster Kursabweichung zu flattern oder zu killen begann.
Auf den vollen Lippen der Roten Nelly lag ein spöttisches Lächeln. Bei allen Teufeln der Karibik – wenn jemand segeln konnte, dann war sie es! Es gab keinen Mann auf ihrem Schiff, der ihr nicht den allergrößten Respekt entgegengebracht hätte.
Sie handhabte den Degen wie ein Musketier des Sonnenkönigs, und wenn ein unvorsichtiger Bursche vor ihrer Klinge stand, dann vergaß er schon nach den ersten Hieben und Finten, dass sie eine Frau war. Er erkannte blitzartig, dass er hart um sein Leben kämpfen musste.
Sie war wildverwegen und unterschied sich in ihrem Verhalten nicht von den männlichen Piratenkapitänen, die zu jener Zeit Westindien unsicher machten.