Geschichten der Nacht # 62

Der 3. Teil des
STARGATE ATLANTIS-Zyklus
"Die Antiker

"Lebende Legenden "

von
Monika Abt
("Selana")

Titelbild:
Andy Schmid
Layout:
Christiane Lieke

September   2009

Cover GdN 62 - (c) Andy Schmid

Was in den ersten beiden Bänden des Antiker-Zyklus geschah:

Band 1 (GdN 54):
John Sheppard und sein Team begegnen auf der Suche nach einem ZPM einer geheimnisvollen Frau, die sich Rhiana Rhemor nennt. Sie ist ebenfalls auf der Suche nach Artefakten der Antiker. Als Johns Erzfeind Kolya auftaucht und sein Team gefangen nimmt, werden John und Rhiana Verbündete. Doch als die Wraith angreifen, müssen John und Kolya zusammen arbeiten, um zu überleben. Nachdem die Wraith geschlagen sind, kann Kolya fliehen, und Rhiana schließt sich den Atlantern an. Es stellt sich heraus, dass Rhiana eine echte Antikerin ist. Ihr Volk lebt verborgen auf einem Planeten in der Pegasusgalaxis, weil sie nicht wie ihre Vorfahren aufgestiegen sind.

Band 2 (GdN 58):
Rhiana bleibt in Atlantis, weil sie und John sich verliebt haben. Rhiana überredet John, zur Erde zu gehen und sich mit seinem Vater zu versöhnen. Es stellt sich heraus, dass Johns Gedächtnis manipuliert wurde. Auch auf der Erde gibt es Antiker, die unerkannt unter den Menschen leben und sich Arya Varta nennen. Sheppard ist damit ebenfalls ein Antiker. Johns Vater Philipp ist der Anführer der Arya Varta.
Es gibt unter den Antikern jedoch eine Gruppe, die der Meinung ist, dass sie das Recht haben, über die Menschen zu herrschen, da diese nach ihrer Ansicht unterentwickelt sind. Diese Gruppe nennt sich Saat Bhai. Bisher haben aber die Arya Varta, die sich als Lehrmeister der Menschen sehen, die Überzahl.

Doch die Saat Bhai gewinnen immer mehr an Macht. Nach einem Mordanschlag auf John stellt sich heraus, dass Johns Vater ein falsches Spiel treibt und insgeheim der Anführer der Saat Bhai ist. Dadurch entzweit sich John noch mehr von seinem Vater, und er kehrt enttäuscht nach Atlantis zurück.


In diesem dritten Band trifft das ATLANTIS-Team um John Sheppard auf eines der alten Völker: die Furlinger.

 


Leseprobe:

Auf dem Planeten

Die unterirdische Anlage hatte sich als so verzweigt herausgestellt, dass man nicht mehr von einer „Anlage“ sprechen konnte; es war vielmehr ein System von Tunneln, Katakomben und riesigen Hallen.
Um sich nicht zu verirren, hatten sie ihren Weg markiert. Wider Erwarten war die Verbindung zur Oberfläche nicht abgebrochen, obwohl sie inzwischen bestimmt schon auf zweihundert Meter Tiefe vorgedrungen waren.
Der Gang, durch den sie gerade gingen, endete, und sie blieben wie erstarrt stehen. Vor ihnen öffnete sich eine große Kammer. Das andere Ende war durch ein Tor abgeschlossen.
Das Tor war groß und prächtig gestaltet. Feine Linien, die aus Gold und Silber gearbeitet waren, verzierten die beiden Flügel. Sie traten näher und blieben davor stehen. Eine Klinke aus Bronze ließ sich nach unten drücken, und Sheppard öffnete vorsichtig den rechten Flügel des Tores.
War das Tor schon prächtig und schön gewesen, so war es die dahinter liegende Halle nur noch mehr. Kostspielige Lampen erhellten reich geschmückte Wände. Das goldfarbene Licht erzeugte eine seltsame Stimmung. Mitten durch den Hallenboden verlief ein tiefer Spalt, etliche Meter breit. Nur eine schmale Brücke ohne Geländer führte über ihn.
Mit äußerster Vorsicht überquerte die Gruppe die Brücke. Hinter der Brücke gelangten sie durch einen schmalen Gang in eine weitere Halle. Drei Wesen standen an der Tür und öffneten sie, als die Menschen auf sie zukamen. Die Wächter waren schwer bewaffnet, machten jedoch keinen feindseligen Eindruck. Die Wesen schienen nicht überrascht, sie zu sehen. Anscheinend wurden sie erwartet. Man hatte sie wohl schon lange beobachtet, ohne dass es einem von ihnen aufgefallen wäre.
Zögernd nahm die Gruppe die Einladung an. Doch wenn sie friedlich mit den Bewohnern verhandeln wollten, hatten sie keine Wahl. Die Halle dahinter war lang gestreckt und trotzdem breit genug, um große Festgesellschaften aufzunehmen. Ein goldgelbes Licht erhellte den Saal, dessen Luft durch geschickte Belüftung bekömmlich gemacht worden war. Am Ende der Halle stand ein großer, reich mit Gold und Silber verzierter Thron. Auf ihm saß in prachtvoller Bekleidung einer der Bewohner dieses unterirdischen Reiches. 
Der Mann erhob sich jetzt. John sah, dass es kein Mensch war, wenn auch menschenähnlich. Zwei ausdrucksstarke bernsteinfarbene, schräg stehende Augen musterten ihn und die anderen. Der Kopf war von einem kurzen Fell überzogen, das nur das Gesicht frei ließ. Anstelle von Haaren besaß der Fremde einen dunkelroten sichelartigen Kamm. Das Gesicht sah trotz der Fremdartigkeit sehr menschlich aus. Zwei kleine runde Ohren vervollständigten das ungewöhnliche Antlitz.
Und trotz seiner Fremdartigkeit war dieses Wesen kein Unbekannter für Sheppard. John dachte an den Planeten, wo sie auf die GALACTICA und ihre Flotte gestoßen waren. Dort hatten Eingeborenen gelebt, die wie dieser Mann ihm gegenüber aussahen. Dies konnte kein Zufall sein.
„Seid willkommen! Wir haben lange auf eure Rückkehr gewartet“, wurden sie begrüßt.
Nun, zumindest schienen sie freundlich zu sein. Sheppard warf einen kurzen Blick auf den General, und dieser nickte ihm unmerklich zu. Also wollte O’Neill, dass John das Wort führte.
„Wir danken Ihnen für diese freundliche Begrüßung und versichern Ihnen, dass wir in Frieden kommen. Wir sind Forscher von einer fremden Welt, die durch ein Unglück in diese Zeit geschleudert wurden.“
Jetzt blickte sein Gegenüber Sheppard erstaunt an. „Ihr seid nicht aus Atlantika?“
„Doch, aber wir kommen aus der Zukunft. Dies sind General Jack O’Neill, Teyla Emmagan, Ronon Dex und mein Name ist John Sheppard.“
„Unsere Scanner zeigen aber an, dass du zu den Alten gehörst. Auch dieser dort“, damit zeigte er auf O’Neill.
„Das ist richtig. General O’Neill und ich stammen von den Antikern ab, die ihr als ‚die Alten’ bezeichnet. Doch sie sind ausgestorben oder aufgestiegen. Wir sind ihre Nachkommen.“
„Ich verstehe! Doch verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin Umesh Mehra, der Premierminister meines Volkes.“
„Sehr erfreut, Premierminister“, sagte John höflich. „Wir sind froh, Sie gefunden zu haben. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Da Ihr nicht überrascht seid uns zu sehen, nehme ich an, dass ihr uns schon länger beobachtet?“
„Seit eurer Ankunft. Wir haben euch gescannt und festgestellt, dass ihr zu den Alten gehört. Ihr sagtet, dass diese nicht mehr da sind? Dann haben die Wraith den Krieg gewonnen?“
„Ja, leider. Sie terrorisieren die ganze Galaxis. Wir selbst sind durch Zufall auf die alte Stadt Atlantis gestoßen und haben sie in Besitz genommen. Unser Ziel ist, es die Wraith zu besiegen.“
Umesh Mehra überlegte kurz. „Diese Nachricht ist mehr als beunruhigend. Wir dachten immer, dass die Alten zurückkämen. Die meisten meines Volkes sind fortgezogen. Sie suchten eine neue Heimat in einer anderen Galaxis. Meine Leute jedoch wollten nicht gehen, weil sie dachten, die Alten kämen zurück. Wenn das aber nicht der Fall ist …“
„Darf ich fragen, wie Euer Volk sich nennt?“, fragte Sheppard. „Wir sind in unserer Galaxis auf eine kleine Gruppe Eures Volkes gestoßen, das jedoch in die Primitivität zurückgefallen war.“
„Wir sind die Furlinger.“
„Die Furlinger?“, O’Neill kam nun nach vorne. „Die kleinen Pelzdinger?“
John sah den General erstaunt an.
„Für mich hört sich der Name nun einmal klein und kuschelig an“, gab O’Neill mit einem Schulterzucken zu.
Sheppard konnte ein Grinsen gerade noch unterdrücken.
Der Premierminister lächelte über O’Neills Worte. „Wie mir scheint, ist euer Anführer entschlossen, aus dem Schatten zu treten.“
O’Neill sah ihn überrascht an.
„Es war mir klar, dass Sie der Befehlshaber sind, General O’Neill. Vergessen Sie nicht, dass wir Sie schon länger beobachten. Außerdem ist mir der kurze Blick, den Sie und der Colonel sich zuwarfen, nicht entgangen.“
„Das ist sehr scharfsinnig, Premierminister“, sagte O’Neill. „Ich hoffe, Sie nehmen mir die kleine Täuschung nicht übel?“
„Nein, warum sollte ich? Doch warum hat Sie der Name meines Volkes überrascht?“
„In meiner Heimatgalaxis gab es einst eine große Vereinigung von vier großen Völkern: die Asgard, die Antiker, die Nox und die Furlinger. Wir sind Verbündete der Asgard. Die Antiker sind verschwunden, und den Nox sind wir zwar begegnet, doch sie halten sich zurück. Nur Ihrem Volk sind wir noch nie begegnet.“
Der Premierminister sah O’Neill überrascht an. „Ihr wisst von der großen Vereinigung? Das verblüfft mich, denn das ist schon viele Jahrtausende her. Wie dem auch sei, Sie haben ein Recht auf Antwort. Als sich die Antiker zurückzogen, die Nox den Kontakt mit uns abbrachen, zog sich auch mein Volk in eine andere Galaxis zurück. Keine Allianz hält ewig.“
„Ja, das stimmt. Nur die Asgard beteiligen sich noch aktiv am Geschehen in unserer Heimatgalaxis. Wir konnten ihnen sogar bei einigen kleinen und größeren Problemen gegen die Replikatoren helfen.“
Umesh Mehra sah nachdenklich auf den Boden. „Die Asgard sind das jüngste Volk der Allianz gewesen. Von diesen Replikatoren haben wir allerdings noch nie etwas gehört.“
„Seien Sie froh darüber. Doch nun zu unserem aktuellen Problem. Können Sie uns sagen, ob es etwas auf dem Mond gibt, dass eine so gewaltige Schockwelle auslösen könnte, um uns in die Vergangenheit zu schleudern?“, mischte sich Sheppard ein.
Umeshs Augen verengten sich. „Unsere Wissenschafter haben mit einigen Antikern an einer Waffe gebaut. Wir experimentierten mit der Zeit, doch leider hat es nicht funktioniert.“
„Es hat funktioniert, sonst wären wir nicht hier“, widersprach O’Neill dem Premierminister.
„Aber wir haben den Bau vor zweihundert Jahren unserer Zeitrechnung eingestellt. Das war beim letzten großen Angriff der Wraith. Zuerst konnten wir sie aufhalten, doch sie kamen mit immer mehr Schiffen. Die Antiker hatten nur eine Station auf dem Mond, doch mein Volk lebte in vielen Städten und auch im Untergrund. Nachdem es offensichtlich war, dass wir die Wraith nicht besiegen konnten, zogen die meisten Bewohner weg. Sie flogen in eine andere Galaxis, um sich dort eine neue Heimat zu suchen. Nur ein paar Tausend blieben unter der Führung meines Großvaters hier. Die Übriggebliebenen zogen sich in den Untergrund zurück. Dank unserer hohen Technik konnten wir unsere Anwesenheit verschleiern. Doch um die Täuschung aufrecht zu erhalten, mussten wir die Städte verkommen lassen. Noch immer hoffen wir, dass die Antiker zurückkommen.“
„Sie kommen nicht zurück“, versicherte O’Neill nochmals. „Es gibt nur noch primitive Menschenvölker in dieser Galaxis, die unter dem Terror der Wraith leben müssen.“
Das stimmte zwar nicht ganz, doch die Tengwar, Rhianas Volk, wollten ihre Identität nicht preisgeben. Und die Menschen akzeptierten diesen Wunsch.
„Etwas noch“, sagte Sheppard. „Sie sagten ‚vor zweihundert Jahren’. Aber die letzten Antiker verließen Atlantis vor 10.000 Jahren. Wie erklären Sie dies?“
„Es waren nur zwei Antiker, die aus dem Nichts auftauchten und mit meinem Volk an dieser Anlage bauten. Ihr sagt, dass diese Anlage auf dem Mond euch herbrachte?“, vergewisserte sich Umesh nochmals.
„Ja, es gab einen Kampf zwischen uns und einem anderen Schiff. Unser Schiff bombardierte die geheime Anlage des Feindes auf dem Mond. Dabei müssen sie die im Boden versteckte Anlage erwischt haben. Bei ihrer Zerstörung wurde der Mond auseinander gerissen. Trümmer fielen auf diesen Planeten, doch dann raste eine Schockwelle über uns hinweg, und wir befanden uns in dieser Zeit“, erklärte Sheppard dem Premierminister.
„Die Antiker versicherten uns, dass das Gerät noch nicht so weit wäre.“
„Dann haben sie euch belogen oder es nicht richtig gewusst“, meinte Sheppard.
„Wir werden euch helfen, doch dazu müssen wir auf den Mond“, sagte der Premierminister. „Danach werde ich mein Volk unterrichten, dass auch wir von hier weg müssen.“
„Wenn wir euch helfen können, tun wir das gerne“, sagte O’Neill.

Umesh Mehra wandte sich an einige seiner Leute und gab einige Befehle. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zur Oberfläche.


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Impressum:

GdN 62 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN 62 erscheint im September 2009.
Umfang: 68 Seiten - Auflage: 65 Exemplare - Einzelpreis: 2,70 € plus 1,20 € Versand
Text: Monika Abt / Titelbild:Andy Schmid

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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Letztes Update dieser Seite am 13.12.2009

Monika Abt: Lebende Legenden - Geschichten der Nacht #62

Geschichten der Nacht # 62

Der 3. Teil des
STARGATE ATLANTIS-Zyklus
"Die Antiker"

"Lebende Legenden "

von
Monika Abt
("Selana")

Titelbild:
Andy Schmid
Layout:
Christiane Lieke

September   2009

Cover GdN 62 - (c) Andy Schmid

Was in den ersten beiden Bänden des Antiker-Zyklus geschah:

Band 1 (GdN 54):
John Sheppard und sein Team begegnen auf der Suche nach einem ZPM einer geheimnisvollen Frau, die sich Rhiana Rhemor nennt. Sie ist ebenfalls auf der Suche nach Artefakten der Antiker. Als Johns Erzfeind Kolya auftaucht und sein Team gefangen nimmt, werden John und Rhiana Verbündete. Doch als die Wraith angreifen, müssen John und Kolya zusammen arbeiten, um zu überleben. Nachdem die Wraith geschlagen sind, kann Kolya fliehen, und Rhiana schließt sich den Atlantern an. Es stellt sich heraus, dass Rhiana eine echte Antikerin ist. Ihr Volk lebt verborgen auf einem Planeten in der Pegasusgalaxis, weil sie nicht wie ihre Vorfahren aufgestiegen sind.

Band 2 (GdN 58):
Rhiana bleibt in Atlantis, weil sie und John sich verliebt haben. Rhiana überredet John, zur Erde zu gehen und sich mit seinem Vater zu versöhnen. Es stellt sich heraus, dass Johns Gedächtnis manipuliert wurde. Auch auf der Erde gibt es Antiker, die unerkannt unter den Menschen leben und sich Arya Varta nennen. Sheppard ist damit ebenfalls ein Antiker. Johns Vater Philipp ist der Anführer der Arya Varta.
Es gibt unter den Antikern jedoch eine Gruppe, die der Meinung ist, dass sie das Recht haben, über die Menschen zu herrschen, da diese nach ihrer Ansicht unterentwickelt sind. Diese Gruppe nennt sich Saat Bhai. Bisher haben aber die Arya Varta, die sich als Lehrmeister der Menschen sehen, die Überzahl.

Doch die Saat Bhai gewinnen immer mehr an Macht. Nach einem Mordanschlag auf John stellt sich heraus, dass Johns Vater ein falsches Spiel treibt und insgeheim der Anführer der Saat Bhai ist. Dadurch entzweit sich John noch mehr von seinem Vater, und er kehrt enttäuscht nach Atlantis zurück.


In diesem dritten Band trifft das ATLANTIS-Team um John Sheppard auf eines der alten Völker: die Furlinger.

 


Leseprobe:

Auf dem Planeten

Die unterirdische Anlage hatte sich als so verzweigt herausgestellt, dass man nicht mehr von einer „Anlage“ sprechen konnte; es war vielmehr ein System von Tunneln, Katakomben und riesigen Hallen.
Um sich nicht zu verirren, hatten sie ihren Weg markiert. Wider Erwarten war die Verbindung zur Oberfläche nicht abgebrochen, obwohl sie inzwischen bestimmt schon auf zweihundert Meter Tiefe vorgedrungen waren.
Der Gang, durch den sie gerade gingen, endete, und sie blieben wie erstarrt stehen. Vor ihnen öffnete sich eine große Kammer. Das andere Ende war durch ein Tor abgeschlossen.
Das Tor war groß und prächtig gestaltet. Feine Linien, die aus Gold und Silber gearbeitet waren, verzierten die beiden Flügel. Sie traten näher und blieben davor stehen. Eine Klinke aus Bronze ließ sich nach unten drücken, und Sheppard öffnete vorsichtig den rechten Flügel des Tores.
War das Tor schon prächtig und schön gewesen, so war es die dahinter liegende Halle nur noch mehr. Kostspielige Lampen erhellten reich geschmückte Wände. Das goldfarbene Licht erzeugte eine seltsame Stimmung. Mitten durch den Hallenboden verlief ein tiefer Spalt, etliche Meter breit. Nur eine schmale Brücke ohne Geländer führte über ihn.
Mit äußerster Vorsicht überquerte die Gruppe die Brücke. Hinter der Brücke gelangten sie durch einen schmalen Gang in eine weitere Halle. Drei Wesen standen an der Tür und öffneten sie, als die Menschen auf sie zukamen. Die Wächter waren schwer bewaffnet, machten jedoch keinen feindseligen Eindruck. Die Wesen schienen nicht überrascht, sie zu sehen. Anscheinend wurden sie erwartet. Man hatte sie wohl schon lange beobachtet, ohne dass es einem von ihnen aufgefallen wäre.
Zögernd nahm die Gruppe die Einladung an. Doch wenn sie friedlich mit den Bewohnern verhandeln wollten, hatten sie keine Wahl. Die Halle dahinter war lang gestreckt und trotzdem breit genug, um große Festgesellschaften aufzunehmen. Ein goldgelbes Licht erhellte den Saal, dessen Luft durch geschickte Belüftung bekömmlich gemacht worden war. Am Ende der Halle stand ein großer, reich mit Gold und Silber verzierter Thron. Auf ihm saß in prachtvoller Bekleidung einer der Bewohner dieses unterirdischen Reiches. 
Der Mann erhob sich jetzt. John sah, dass es kein Mensch war, wenn auch menschenähnlich. Zwei ausdrucksstarke bernsteinfarbene, schräg stehende Augen musterten ihn und die anderen. Der Kopf war von einem kurzen Fell überzogen, das nur das Gesicht frei ließ. Anstelle von Haaren besaß der Fremde einen dunkelroten sichelartigen Kamm. Das Gesicht sah trotz der Fremdartigkeit sehr menschlich aus. Zwei kleine runde Ohren vervollständigten das ungewöhnliche Antlitz.
Und trotz seiner Fremdartigkeit war dieses Wesen kein Unbekannter für Sheppard. John dachte an den Planeten, wo sie auf die GALACTICA und ihre Flotte gestoßen waren. Dort hatten Eingeborenen gelebt, die wie dieser Mann ihm gegenüber aussahen. Dies konnte kein Zufall sein.
„Seid willkommen! Wir haben lange auf eure Rückkehr gewartet“, wurden sie begrüßt.
Nun, zumindest schienen sie freundlich zu sein. Sheppard warf einen kurzen Blick auf den General, und dieser nickte ihm unmerklich zu. Also wollte O’Neill, dass John das Wort führte.
„Wir danken Ihnen für diese freundliche Begrüßung und versichern Ihnen, dass wir in Frieden kommen. Wir sind Forscher von einer fremden Welt, die durch ein Unglück in diese Zeit geschleudert wurden.“
Jetzt blickte sein Gegenüber Sheppard erstaunt an. „Ihr seid nicht aus Atlantika?“
„Doch, aber wir kommen aus der Zukunft. Dies sind General Jack O’Neill, Teyla Emmagan, Ronon Dex und mein Name ist John Sheppard.“
„Unsere Scanner zeigen aber an, dass du zu den Alten gehörst. Auch dieser dort“, damit zeigte er auf O’Neill.
„Das ist richtig. General O’Neill und ich stammen von den Antikern ab, die ihr als ‚die Alten’ bezeichnet. Doch sie sind ausgestorben oder aufgestiegen. Wir sind ihre Nachkommen.“
„Ich verstehe! Doch verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich bin Umesh Mehra, der Premierminister meines Volkes.“
„Sehr erfreut, Premierminister“, sagte John höflich. „Wir sind froh, Sie gefunden zu haben. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen. Da Ihr nicht überrascht seid uns zu sehen, nehme ich an, dass ihr uns schon länger beobachtet?“
„Seit eurer Ankunft. Wir haben euch gescannt und festgestellt, dass ihr zu den Alten gehört. Ihr sagtet, dass diese nicht mehr da sind? Dann haben die Wraith den Krieg gewonnen?“
„Ja, leider. Sie terrorisieren die ganze Galaxis. Wir selbst sind durch Zufall auf die alte Stadt Atlantis gestoßen und haben sie in Besitz genommen. Unser Ziel ist, es die Wraith zu besiegen.“
Umesh Mehra überlegte kurz. „Diese Nachricht ist mehr als beunruhigend. Wir dachten immer, dass die Alten zurückkämen. Die meisten meines Volkes sind fortgezogen. Sie suchten eine neue Heimat in einer anderen Galaxis. Meine Leute jedoch wollten nicht gehen, weil sie dachten, die Alten kämen zurück. Wenn das aber nicht der Fall ist …“
„Darf ich fragen, wie Euer Volk sich nennt?“, fragte Sheppard. „Wir sind in unserer Galaxis auf eine kleine Gruppe Eures Volkes gestoßen, das jedoch in die Primitivität zurückgefallen war.“
„Wir sind die Furlinger.“
„Die Furlinger?“, O’Neill kam nun nach vorne. „Die kleinen Pelzdinger?“
John sah den General erstaunt an.
„Für mich hört sich der Name nun einmal klein und kuschelig an“, gab O’Neill mit einem Schulterzucken zu.
Sheppard konnte ein Grinsen gerade noch unterdrücken.
Der Premierminister lächelte über O’Neills Worte. „Wie mir scheint, ist euer Anführer entschlossen, aus dem Schatten zu treten.“
O’Neill sah ihn überrascht an.
„Es war mir klar, dass Sie der Befehlshaber sind, General O’Neill. Vergessen Sie nicht, dass wir Sie schon länger beobachten. Außerdem ist mir der kurze Blick, den Sie und der Colonel sich zuwarfen, nicht entgangen.“
„Das ist sehr scharfsinnig, Premierminister“, sagte O’Neill. „Ich hoffe, Sie nehmen mir die kleine Täuschung nicht übel?“
„Nein, warum sollte ich? Doch warum hat Sie der Name meines Volkes überrascht?“
„In meiner Heimatgalaxis gab es einst eine große Vereinigung von vier großen Völkern: die Asgard, die Antiker, die Nox und die Furlinger. Wir sind Verbündete der Asgard. Die Antiker sind verschwunden, und den Nox sind wir zwar begegnet, doch sie halten sich zurück. Nur Ihrem Volk sind wir noch nie begegnet.“
Der Premierminister sah O’Neill überrascht an. „Ihr wisst von der großen Vereinigung? Das verblüfft mich, denn das ist schon viele Jahrtausende her. Wie dem auch sei, Sie haben ein Recht auf Antwort. Als sich die Antiker zurückzogen, die Nox den Kontakt mit uns abbrachen, zog sich auch mein Volk in eine andere Galaxis zurück. Keine Allianz hält ewig.“
„Ja, das stimmt. Nur die Asgard beteiligen sich noch aktiv am Geschehen in unserer Heimatgalaxis. Wir konnten ihnen sogar bei einigen kleinen und größeren Problemen gegen die Replikatoren helfen.“
Umesh Mehra sah nachdenklich auf den Boden. „Die Asgard sind das jüngste Volk der Allianz gewesen. Von diesen Replikatoren haben wir allerdings noch nie etwas gehört.“
„Seien Sie froh darüber. Doch nun zu unserem aktuellen Problem. Können Sie uns sagen, ob es etwas auf dem Mond gibt, dass eine so gewaltige Schockwelle auslösen könnte, um uns in die Vergangenheit zu schleudern?“, mischte sich Sheppard ein.
Umeshs Augen verengten sich. „Unsere Wissenschafter haben mit einigen Antikern an einer Waffe gebaut. Wir experimentierten mit der Zeit, doch leider hat es nicht funktioniert.“
„Es hat funktioniert, sonst wären wir nicht hier“, widersprach O’Neill dem Premierminister.
„Aber wir haben den Bau vor zweihundert Jahren unserer Zeitrechnung eingestellt. Das war beim letzten großen Angriff der Wraith. Zuerst konnten wir sie aufhalten, doch sie kamen mit immer mehr Schiffen. Die Antiker hatten nur eine Station auf dem Mond, doch mein Volk lebte in vielen Städten und auch im Untergrund. Nachdem es offensichtlich war, dass wir die Wraith nicht besiegen konnten, zogen die meisten Bewohner weg. Sie flogen in eine andere Galaxis, um sich dort eine neue Heimat zu suchen. Nur ein paar Tausend blieben unter der Führung meines Großvaters hier. Die Übriggebliebenen zogen sich in den Untergrund zurück. Dank unserer hohen Technik konnten wir unsere Anwesenheit verschleiern. Doch um die Täuschung aufrecht zu erhalten, mussten wir die Städte verkommen lassen. Noch immer hoffen wir, dass die Antiker zurückkommen.“
„Sie kommen nicht zurück“, versicherte O’Neill nochmals. „Es gibt nur noch primitive Menschenvölker in dieser Galaxis, die unter dem Terror der Wraith leben müssen.“
Das stimmte zwar nicht ganz, doch die Tengwar, Rhianas Volk, wollten ihre Identität nicht preisgeben. Und die Menschen akzeptierten diesen Wunsch.
„Etwas noch“, sagte Sheppard. „Sie sagten ‚vor zweihundert Jahren’. Aber die letzten Antiker verließen Atlantis vor 10.000 Jahren. Wie erklären Sie dies?“
„Es waren nur zwei Antiker, die aus dem Nichts auftauchten und mit meinem Volk an dieser Anlage bauten. Ihr sagt, dass diese Anlage auf dem Mond euch herbrachte?“, vergewisserte sich Umesh nochmals.
„Ja, es gab einen Kampf zwischen uns und einem anderen Schiff. Unser Schiff bombardierte die geheime Anlage des Feindes auf dem Mond. Dabei müssen sie die im Boden versteckte Anlage erwischt haben. Bei ihrer Zerstörung wurde der Mond auseinander gerissen. Trümmer fielen auf diesen Planeten, doch dann raste eine Schockwelle über uns hinweg, und wir befanden uns in dieser Zeit“, erklärte Sheppard dem Premierminister.
„Die Antiker versicherten uns, dass das Gerät noch nicht so weit wäre.“
„Dann haben sie euch belogen oder es nicht richtig gewusst“, meinte Sheppard.
„Wir werden euch helfen, doch dazu müssen wir auf den Mond“, sagte der Premierminister. „Danach werde ich mein Volk unterrichten, dass auch wir von hier weg müssen.“
„Wenn wir euch helfen können, tun wir das gerne“, sagte O’Neill.

Umesh Mehra wandte sich an einige seiner Leute und gab einige Befehle. Dann machten sie sich auf den Weg zurück zur Oberfläche.


Bestellen kannst du GdN 62 online hier.


Impressum:

GdN 62 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN 62 erscheint im September 2009.
Umfang: 68 Seiten - Auflage: 65 Exemplare - Einzelpreis: 2,70 € plus 1,20 € Versand
Text: Monika Abt / Titelbild:Andy Schmid

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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