Geschichten der Nacht # 45

"Die dunkle Seite der Vulkanier I"

von

Wendelin Abt
("Sol Starwalker")

Ein STAR TREK ENTERPRISE-Roman

erscheint
Ende Juni 2004

Cover GdN 45 - copyright Maren Frank

Wendelin Abt
(Clubpseudonym: Sol Starwalker
)

"Beruflich bin ich als kaufmännischer Angesteller in der Finanzabteilung eines mittelständischen Unternehmen beschäftigt.

Stichwort: Perry Rhodan.
Als sogenannter 'ALTLESER' bin ich seit meinem 12. Lebensjahr ein echter Fan, der seinen Atlan oder Rhodan schon mit der Muttermilch aufgesogen hat.
Meine Hobbies sind vielfältig:
Archäologie, Geschichte, Tiefenpsychologie, Astronomie, Esoterik, Fantasy und natürlich das Hobby-Schreiben, wobei der Schwerpunkt in der Science Fiction liegt, die neben der Archäologie mein Hauptinteressengebiet ist.
'Schriftstellerisch' habe ich die Perry Rhodan-Fanromanreihe " Die Graue Allianz" verfasst und für die Perry Rhodan-Fan-Edition "Testfall Delos" geschrieben."

Wendelin vergaß zu erwähnen - es ist wohl selbstverständlich für ihn -, dass er seit vielen Jahren auch Star Trek-Fan ist und ihm  nach dem Ausfall VOYAGER die aktuelle "Enterprise"-TV-Serie sehr gut gefällt. Wendelin hat in den Anfängen des Clubs die Geschichte der Nacht '2 "Alles wird neu" verfasst, sowie einige Star Trek Geschichten in der Reihe "The Final Frontier".
Von Wendelin findet ihr auf der TCE-Homepage außerdem im SCIENCE-Bereich in einem dreiteiligen Artikel ausgefeilte Gedanken zum Thema"Das Multiversum oder das Erbe von Avalon".

 


zum Inhalt:

Die ENTERPRISE kehrt in das RIGEL-System zurück (s. 1. Staffel der TV-Serie), doch danach ist nichts mehr, wie es die Crew damals vorgefunden hatte. Das temporale Raumzeit-Gefüge muss bei ihrer Passage des Subraums manipuliert worden sein.
Nun haben sich scheinbar Menschen im BETA-Rigel-Sektor angesiedelt, auf RIgel IV haben sie die Stadt Bracktown gegründet. Auf T'Gaija existiert sogar eine römische Kolonie.
Und auch die Vulkanier sind aufmerksam geworden. Sonderbotschafterin V'Lar hat eine Spezialagentin beauftragt, die Lage zu sondieren.


Leseprobe:

Vulkan
2152 terrestrischer Zeit

Sonderbotschafterin V’Lar blickte aus dem Fenster in den klaren dunkelblauen Himmel hinaus. Ihr Büro lag in einem der fragil anmutenden Türme im Verwaltungsbereich von Shi’kahr. Die Türme waren mit gläsern wirkenden Brücken und Strebepfeilern miteinander verbunden. Überall herrschten goldene, grüne und hellblaue Töne vor, die miteinander verschmolzen und eine Symbiose bildeten. Sie repräsentierten die hehrsten Prinzipien der Vulkanier: Rationalität, Schönheit und Ordnung.
Die Scheiben der Räume waren polarisiert, um das Sonnenlicht zu filtern. Kunst und Wissenschaft bilden eine harmonische Einheit.
V‘Lars Gedanken wurden unterbrochen, als das Interkom Signaltöne von sich gab. Die Botschafterin seufzte. Man gönnte ihr nicht einmal einige Minuten der Kontemplation vor Arbeitsbeginn. Sie betätigte einen Sensor auf ihrem Multifunktionsarmband. Auch dieses war nach den Prinzipien ihres Volkes eine Mischung aus Kunst und Wissenschaft. Oberflächlich betrachtet glich es einem wunderschönen Schmuckstück. Aber das war eben nur die halbe Wahrheit. Wie so vieles auf Vulkan.
„Botschafterin, Turan möchte Sie sprechen. Zwar hat er keinen Termin, doch er sagt es sei dringend“, die Stimme der Sekretärin, die während V‘Lars häufiger Abwesenheit das Büro verwaltete, klang wie immer emotionslos und selbstsicher.
„Danke, T’Lora. Schicken Sie ihn herein.“
Die Tür öffnete sich. Ein recht kleinwüchsiger zur Fülle neigender Mann in mittleren Jahren trat ein. Er schwitzte bereits am frühen Morgen. Alles Punkte, die ihn nicht als idealen Vulkanier erscheinen ließen, aber die Äußerlichkeit täuschte. Er war zweifellos der beste Abwehrchef, den der V’Shar seit langer Zeit hervorgebracht hatte. Trotz der Katastrophe auf P’Jem. Aber dafür waren die Erdenmenschen und T‘Pol verantwortlich. Immerhin hatte die Besatzung der Enterprise ihren Fehler wieder bereinigt. Ihre Aktionen gegen die Mazar-Kampfschiffe waren trotz Unterlegenheit tapfer und genial gewesen.
Nein, sie trug ihnen nichts nach. Schließlich waren sie in vulkanischen Augen ein jugendliches Volk. Trotzdem waren sie gefährlich. Jonathan Archer war das beste Beispiel für das Potential der Erdenmenschen.
Ihr Bericht hatte in den Zentren der Macht wie eine Bombe eingeschlagen. Die vulkanische Schwäche war nicht mehr alleine ihren Soziowissenschaftler bekannt. Es ging nicht um Technologie, darin waren sie in der bekannten Galaxis immer noch ohne Konkurrenz. Es ging um viel mehr..
V‘Lar wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Turan zu. Ein Mann wie er war in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Denn dieser galaktische Sektor stand kurz vor einer Zeitenwende. Die Geburtswehen eines neuen Zeitalters schickten ihre Schatten voraus. Und die Vulkanier durften diese neue Zeit nicht verschlafen, andernfalls würden sie bald in der Bedeutungslosigkeit versinken.
„Danke, dass Sie Zeit für mich haben, Botschafterin“, wie üblich kam Turan gleich zur Sache und vergaß jede Diplomatie. Er war ein Emporkömmling aus einer unterprivilegierten Familie. Einer jener Vulkanier dessen einst widerspenstiges Temperament nur in einem speziellen Erziehungsheim gebändigt wurde.
Man konnte ihm die Logik nicht absprechen. Aber immer wieder brach sich Emotionales seine Bahn. Der V’Shar rekrutierte ihre Mitglieder hauptsächlich aus dieser Gruppe von Außenseitern. Da die meisten T’Khasi überzeugte Pazifisten waren, brauchte die Regierung diese Gruppe von Vulkanier, die nicht dem Ideal entsprachen. Immerhin akzeptierten alle diese oft noch emotional reagierenden Frauen und Männer Surak. Sein Weg war ihr Ziel.
„Wenn Sie ohne Anmeldung zu mir kommen, dann muss die Angelegenheit wichtig sein.“
„Das ist sie in der Tat.“
„Bitte setzen Sie sich, Turan“, V’Lar deutete auf einen Stuhl in der Ecke des spartanisch eingerichteten Büros. Alles war auf Funktionalität ausgerichtet. Trotzdem war die Innenausstattung für das Auge angenehm. Auch hier regierten die Prinzipien der Logik und der Harmonie.
Der Geheimdienstchef setzte sich. Er seufzte während er sich im Polster niederließ. Die Botschafterin nahm im vorderen Stuhl Platz.
„Bitte bedienen Sie sich“, die Gastgeberin deutete auf die Kristallkaraffe auf dem Tisch, neben der einige umgestülpten Gläser standen.
„Danke“, der Vulkanier bediente sich und genoss das kühle Wasser vom Berg Selaya, dessen Massiv sie von ihrem Fenster aus sehen konnten. „Ah, das tut gut“, er stellte das leere Glas auf den Tisch und wischte sich mit einem Tuch, das er seiner grauen Uniform entnahm, den Schweiß von der Stirn.
„Sie sollten mehr Sport treiben, Turan.“
Aber der V’Shar-Chef lächelte nur. Allein diese offene Geste ließ erkennen, dass er auf dem Weg des Surak noch nicht sehr weit fortgeschritten war, doch seine Treue zu dem offiziellen Vulkan war längst sprichwörtlich. Neben seinen genialen Fähigkeiten auf seinem Spezialgebiet galt er als unbestechlich. Er stand als Emporkömmling außerhalb der alten und großen Familien und konnte sie alle gegeneinander ausspielen. Der Turan brauchte keine Clan-Rücksichten zu nehmen.
„Ein menschlicher Staatsmann, sagte einmal: Sport ist Mord. Ein mehr als interessantes Volk, diese Terraner. Sie werden allerdings langsam zu einem wirklichen Problem.“
„Sind sie zu mir gekommen, um über den Aufbruch der Menschen zu den Sternen mit mir zu sprechen?“ V’Lar hob die Augenbraue und zeigte damit ihre Missbilligung.
„Im Gegensatz zu Ihnen, Turan, bildete ich mir eine positivere Meinung über die Erdhumanoiden.“
„Ich habe nicht gesagt, dass ich sie verachte, Botschafterin. Ganz im Gegenteil. Aber ich muss die mehrheitlich festgelegte Regierungsdoktrin unterstützen und notfalls durchsetzen. Im Hohen Rat ist man sich uneins über die langsam flügge werdenden Menschen. Ihr Bericht tat das übrige. Wie kann ein einfacher menschlicher Captain zu Schlüssen über unser Volk kommen, die nur die besten Soziologen des Wissenschaftsrates errechneten? Sie besaßen dabei die Hilfe von Rechnern, von der die Menschheit nur träumt? Ich befürchte wir werden sie bald nicht mehr kontrollieren können. Es sei, denn die Regierung gibt mir freie Hand in die Meinungsbildung der Erdlinge einzugreifen. Auch dann gelingt es uns allerhöchstens noch eine ihrer Generationen lang, sie vom Aufbruch zu den Sternen abzuhalten. Sie haben die Angewohnheit andere Völker entweder zu Feinden oder zu Freunden zu machen. Allerdings bin ich nicht zu Ihnen wegen diesem Problem gekommen. Wie weit ist ihre Arbeit im Fall Mazar?“
„Die Anklage gegen subversive und korrupte Elemente in der Regierung steht. Die neue demokratisch vom Volke gewählte Regierung wird sie übernehmen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“
„Ich verstehe. Ihre Arbeit ist getan. Ist eine persönliche Aussage von Ihnen auf Mazar nötig?“
„Nein, denn trotz unserer Arbeit für sie, möchte die neue Regierung vorerst nicht, dass ein Vulkanier zurückkehrt. Die Vorbehalte eines beachtlichen Teils der Mächtigen uns gegenüber ist groß“, antwortete V’Lar.
Turan seufzte. „Wiedereinmal. Die meisten Völker bringen uns diese Gefühle entgegen. Der Grund liegt in unserer Andersartigkeit.“
„Sie vergessen, dass unsere wissenschaftliche Überlegenheit ein weiterer Grund ist. Dazu kommt, dass fast kein raumfahrendes Volk verstehen kann, wieso wir unseren technischen Vorsprung nicht in militärische Dominanz umsetzen“, ergänzte die Botschafterin.
„Richtig. Nur unsere besonderen Lieblinge, die Erdenmenschen scheinen dies zu verstehen. Bei diesem einstigen Kriegervolk mehr als erstaunlich. Das Umdenken seit ihrem letzten Atomkrieg vor siebzig Jahre scheint umfassend zu sein. Aber vielleicht ist das alles nur eine Tünche. Wir müssen die Terraner noch weit besser erforschen. Aber nun zu ihrem Anliegen.“
Turan referierte eine längere Zeitspanne. Sein Gehirn glich einem Computer. Er vergaß keine Daten und Einzelheiten. Danach herrschte einige Minuten Stille. Die Vulkanierin stand auf und ging zum Fenster. Sie blickte einige Minuten gedankenverloren in den Himmel. Es dunkelte langsam und T’Khut ging am Horizont auf. Einige Vulkane loderten. War es nicht ein Symbol für die neue Zeit? Bedrohte sie wieder das Dunkle Erbe ihres Volkes. Sollte das ‚Neue Zeitalter‘ mit der Rückkehr zu vorsurakischen Zuständen verbunden sein?
Dann der unvorstellbar schnelle Aufstieg der Erdenmenschen zu einer potentiellen galaktischen Macht.
„Nein. Ohne Suraks Weg hätten wir uns selbst vernichtet. Wir dürfen nicht länger zusehen, Turan. Sie haben recht. Notfalls müssen wir Dinge tun, die wir ansonsten nicht anpacken würden. Es geht ums Ganze.“
„Ganz meiner Meinung, Sonderbotschafterin. Wären Sie also bereit für die Mission?“
„Ja!“
Der Geheimdienstchef seufzte. „Ah‘Ta sei Dank! Ich könnte mir für diese Expedition niemanden geeigneteren vorstellen als Sie. Denn nichts anderes ist es: eine gefährliche Mission mit Expeditionscharakter. Diskutieren wir nun die Einzelheiten.“
V’Lar nickte und sie begannen mit der Feinabstimmung.

Der zweite Teil dieser ENTERPRISE-Story ist als GdN 49 im Juni 2005 erschienen.


Impressum:

GdN #45 ist ein nichtkommerzielles Fanzine des TCE (Terranischer Club EdeN).
GdN #45 ist im Juni 2004 erschienen.
Umfang: 92 Seiten - Auflage: 55 Exemplare - Einzelpreis: 2,60 € plus Versand
Text: Wendelin Abt / Illustrationen: Maren Frank / Coverlayout: Christiane Lieke

Geschichten der Nacht erscheinen in der Regel vierteljährlich;
ein Abo über 4 Ausgaben ist zum Preis von 16 € erhältlich.

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Letztes Update dieser Seite am 04.06.2005