Erscheint im September 2011
Die Eckdaten des Buches:
Herr der Meere
- Band 7:
Pierre de Chalon: Seine Majestät befehlen
1. Ausgabe der überarbeitete Neuauflage
Originalausgabe: Leihbuch, Balowa Verlag, 1958
Herausgeber: Kurt Kobler
Titelbild: Norbert Schneider
Redaktion: TCE
Durchsicht und Bearbeitung des Textes: Michael Thiesen
Kartenmaterial und Innenillustrationen: Willi Diwo
Scan des Originaltextes: Hans-Peter Kögler
Druck: Schaltungsdienst Lange OHG, Berlin
Umfang: 154 Seiten
Preis: 10 EUR
© Terranischer Club EdeN, September 2011
Bezugsmöglichkeit:
Kurt Kobler, Feuerwerkerstr. 44, 46238 Bottrop
oder online beim TCE:
www.terranischer-club-eden.com
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Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1673.
Es ist die Zeit der überraschenden
Eroberungsfeldzüge
eines Herrschers, den man den Sonnenkönig nannte.
Indessen
die französischen Truppen in den Niederlanden
Sieg auf Sieg erringen, geschahen
südlich der Pyrenäen Dinge, die sich gegen
die Machtpolitik des
Franzosenkönigs richten.
Reinhardt Gonder, den man „Herr der Meere“ nennt,
hat mit seinem gewaltigen
Linienschiff den französischen Mittelmeerhafen
Marseille erreicht,
und dort muss er erfahren, dass Seine Majestät
auch ihm befiehlt.
Gonder wird in das harte, gnadenlose Intrigenspiel
der spanisch-französischen
Spionage verwickelt, aus der er sich nur mit Hilfe
seines kampfstarken
Schiffes befreien kann.
Meisterhaft versteht es Pierre de Chalon, den Einsatz
von Waffen zu
schildern, die für die damalige Zeit ungeheuerlich
und epochal waren. Es
geht um die Gunst der marokkanischen und algerischen
Fürsten, die beide
Großmächte für ihre Zwecke einzuschalten
gedenken.
„Seine Majestät befehlen“ ist ein
Roman, der weit über den Rahmen einer
abenteuerlichen Schilderung hinauswächst. Die
angeführten Geschehnisse
entsprechen den historischen Tatsachen, und die realistische
Schilderung
der Vorgänge ist so packend, dass es jedem interessierten
Leser schwerfallen
dürfte, diesen ausgezeichneten Seeroman vorzeitig
aus der Hand zu legen.
Leseprobe:
Leutnant Emanuel Tronso, Kommandant
auf Seiner Katholischen Majestät Korvette LIBERTAD,
fuhr zusammen, als der Ruf des Ausgucks aufklang.
»Welches Schiff?«, schrie der noch junge Mann zum Großtopp
der zweimastigen Korvette hinauf. »Ist das schon wieder einer von den
verfluchten englischen Ketzern?«
»Nein, Señor, bestimmt nicht«, schrie der Ausguck zurück. »Es
muss einer von den flachgehenden Küstenschonern sein, die von den Franzosen
zur Küstenfahrt benutzt werden. Zwei Pfahlmasten, keine Stengen. Im Vorgeschirr
zwei große Stagsegel, sonst nur Gaffelsegel. Stehen in Längsrichtung
zum Rumpf.«
»Als wüsste ich das nicht, du Blödkopf«, tobte der Offizier,
der zu den jungen Leuten gehörte, denen man ein umgebautes Fischerfahrzeug
anvertraut hatte.
Auch die sogenannte Korvette LIBERTAD war nichts anderes
als ein alter, ausgedienter Fischlugger mit zwei Pfahlmasten,
worin sie dem französischen Schoner glich. Nur
mochte die Korvette um fünfzig Jahre älter
sein. Immerhin hatte sie vier Kanonen an Bord, was
notfalls ausreichte, einen kleinen Schmuggler aufzubringen.
Das war auch der Grund, warum solche Segler grundsätzlich
der Guarda Costa, der Küstenwache, zugeteilt wurden.
Seit vier Wochen stand Emanuel Tronso im Golfe du Lion.
Es war seine Aufgabe, die Bewegungen der gesichteten
Briten zu beobachten. Das war ihm mit dem kleinen Lugger
besser möglich als mit einem großen Schiff,
da er sich vor eventuellen Prankenhieben der englischen
Linienschiffe recht schnell in das flache Fahrwasser
dicht unter der Küste zurückziehen konnte.
Sir Humprey war längst darüber informiert,
dass man ihm einige dieser Bewacher ins Kielwasser
gesetzt hatte, doch darum scherte er sich nicht. Bisher
hatten sich schwere Einheiten der spanischen Flotte
noch nicht blicken lassen, was verschiedene Ursachen
haben konnte.
Humprey stand mit den Schiffen seines Geschwaders immer
so dicht vor der französischen Küste, dass
er sich bei einem Angriff durch überlegene Streitkräfte
jederzeit unter die Festungsgeschütze von Marseille,
La Ciotat oder Toulon zurückziehen konnte.
Seine Aufgabe bestand nicht darin, sich mit den Dagos
auf schwere Seegefechte einzulassen. Und er war
ein Admiral, der seinen Befehlen genau nachging.
Augenblicklich war von seinen Schiffen nichts zu sehen.
Doch dafür sichtete der Ausguck des spanischen
Bewachers einen französischen Schoner, der vor
etwa einer Stunde aus dem Mündungsdelta der Rhone
herausgekommen war und mit prall stehenden Gaffelsegeln
dicht unter der Küste auf Marseille zuhielt.
»Ha ... der Kerl liegt aber tief«, murmelte Tronso. »Nimmt
jetzt schon Wasser über, obwohl wir weiß Gott keinen Seegang haben.
Den nehmen wir uns vor.« Mit den Worten beugte er sich zurück und
schrie zu dem Ausguckposten hinauf: »Eh ... Bursche, sind wir hier allein,
oder sind da noch andere Schiffe in der Nähe? Ich möchte nicht einer
französischen Fregatte vor die Breitseiten laufen.«
»Kann ich mir denken«, brummte der blutjunge Fähnrich Tascin,
der auf dem ausgedienten Pott mit der hochtrabenden Bezeichnung »Korvette« als
Erster Offizier fungierte.
»Weit und breit nichts zu sehen, Señor«, schrie der Ausguck
nach unten. »Nur der französische Schoner.«
»Dann drauf und dran«, brüllte der Leutnant begeistert. »Señor
Tascin ... Klar Schiff! An die Kanonen mit den Kerls. Diese französischen
Küstenfahrer haben meistens eine wertvolle Ladung an Bord, und wenn sie
von der Rhone herunterkommen, dann ist die Ladung noch wertvoller. Das kann
eine fette Prise werden. Klar Schiff, Señor Tascin.«
Der magere Fähnrich mit dem Gesicht eines Schuljungen
schrie mit schriller Stimme: »Klar Schiff zum
Gefecht. Wollt ihr wohl die Beine in die Hände
nehmen!«
Bei den Worten schielte er aber sehr skeptisch auf
die vier leichten Sieben-Pfünder, die sich an
Bord des Schiffes befanden. Die Kanonen waren ebenfalls
schon recht alt. Ihre Schussleistungen ließen
viel zu wünschen übrig. Auf hundert Meter
konnte man damit noch ein großes Schiff treffen,
wenn der Geschützführer Glück hatte.
Die fünfzig Männer auf der Korvette sprangen
auf die Gefechtsstationen, und damit kamen sie durch
einen puren Zufall einem Mann in den Weg, den die gesamte
spanische Flotte fieberhaft suchte.
Die LIBERTAD fiel scharf ab und nahm direkten Kurs
auf den französischen Schoner, der etwa zwei Meilen
weit in der offenen See stand: Zweifellos wollte er
nach Marseille, was Leutnant Tronso zu verhindern gedachte.
»Ho ... diese Küstenschoner haben keine einzige Kanone an Bord«,
lachte er und stieß dem Ersten Offizier, der gleichzeitig sein Freund
war, die Faust in die Rippen. »Das kann einen vollen Beutel mit runden
Dublonen geben. Wir werden ihm eine Breitseite verpassen und dann sofort entern.«
»Breitseite ist gut«, säuselte der Fähnrich säuerlich. »Sie
besteht gerade aus zwei Kanonen, die schon unter Karl dem Fünften uralt
waren. Bei allen Heiligen ... mir wäre es lieber, wenn ich ein tüchtiges
Schiff unter den Füßen hatte. Pass nur auf, dass der Kahn nicht
zerbricht, wenn du an dem Schoner längsseits scherst.«
Der Kommandant lachte in jugendlichem Übermut,
und so rauschte die LIBERTAD mit vollen Segeln auf
den Schoner zu, der den Namen VICOMTE trug.
»Ho
ho, das ist aber ein feiner Bursche«,
lachte Leutnant Tronso lauthals, »VICOMTE haben
sie den Kasten genannt. Hoffentlich ist seine Ladung
auch so fein.«
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